Seite - 428 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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428 Der heilige Theodotus, Gastwirth und Märtyrer.
zeuge: Feuer, siedende Kessel, Räder u. a. m. Er warf einen Blick
auf sie, und blieb ganz ruhig.
Der Statthalter erzeigte sich gegen ihn sehr freundlich, machte
ihm große Verheißungen, wenn er Jesum Christum vcrläugnen, und
auch seine Glaubensbrüdcr zur Vcrläugnung bereden würde. Viele
der Umstehenden priesen ihn glücklich, so herrlicher Aussichten wegen,
und redeten ihm zu, sein Glück nicht zu verschmähen. Er aber,
weit entfernt, sich durch die schmeichelhaftesten Verheißungen blenden
zu lassen, stellte in einer kraftvollen Rede vor, einerseits die Schande
der heidnischen Götter, andererseits die göttliche Würde des Erlösers
Jesu Christi, der von den Propheten vorausgesagt wurde, zum Heile
der Menschen auf die Erde gekommen ist, in heiliger Unschuld ge-
wandelt, und durch evcn so viele, als große Wunderwerke seine Gott-
heit bewiesen hat. Ueber diese Rede entstand ein wilder Tumult.
Die anwesenden Gotzenpricster zerrissen ihre Kleider, zerrauften sich
die Haare, verzerrten ihre Pricstcrkränze, und warfen sie von sich.
Das Volk fing zu rasen an, und machte selbst dem Statthalter die
bittersten Vorwürfe, daß er die Götter von einem Menschen lästern
lasse, gegen den er gleich anfangs schon mit der größten Strenge
hätte verfahren sollen.
Jetzt gerieth auch Thcoteknus in die höchste Erbitterung. Er
ließ den Bckenner auf die Folter bringen, und sprang von dem
Richtcrstuhle herunter, um selbst Hand an ihm zu legen. Bei dem
rasenden Getümmel des Volkes, bei der eiligen Geschäftigkeit der
Schergen in Zubereitung und Ergreifung der Marterinstrumente, und
bei der hastigen Wuth des Richters stand Thcodot da als ein
ruhiger Zuschauer, als wenn das, was vorging, ihn gar nicht be-
rühre. Man riß ihm die Kleider vom Leibe; man legte ihn auf die
Folter, und dehnte seinen Körper mit grausamer Gewalt auseinander.
Man zerriß seine Seiten mit eisernen Krallen, goß scharfen Essig in
die Wunden, und brannte sie mit Fackeln. Die Marter wurde mit
solcher Wuth fortgesetzt, daß die Schergen ermüdeten, und einer den
andern ablösen mußte. Gestärkt mit himmlischer Kraft duldete der
Märtyrer so standhaft, daß er oie Empfindung des Schmerzes durch
keinen Laut, ja nicht einmal durch einen veränderten Zug seines An-
gesichtes verrieth. Nur als seine Seiten gebrannt wurden, wandte
er sein Angesicht ein wenig weg von dem Dampfe, der in seine Nase
kam. Thcoteknus bemerkte es, und glaubte, daß Theodot zu wan-
ken anfange. Er lief zu ihm hin, und redete ihm zu, daß er den
kaiserlichen Befehlen gehorchen solle. Theodot aber erwiederte ihm:
„Lasse dich das nicht irre führen, daß ich die Nase von dem Dampfe
meines eigenen Fleisches weggewandt habe, vielmehr crmuntere die
Schergen, daß sie deine Befehle mit noch größerer Gewalt, als sie
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen