Seite - 432 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 432 -
Text der Seite - 432 -
432 Der heilige Bonifazius,
nes eingeborncn Sohnes! Stehe mir, deinem Diener bei! Leite Du
meine Schritte, damit dein heiligster Name dadurch verherrlichet
werde in Ewigkeit." So heilsame Entschlüsse und ein so herzlicher
Ausblick zu Gott erfüllten sein Herz mit der freudigsten Heiterkeit,
welche um so größer wurde, je mehr er seinen guten Sinn in sich
selbst bekräftigte. Mit jedem Tage verstärkte sich seine Begierde, die
christlichen Kämpfer zu sehen, und an ihrem Heldenmuthe sich zu
erbauen.
einigen Tagen kam er nach Tarsus, der Vaterstadt des
Paulus. Als er schon bei seinem Eintritte in die Stadt
erfuhr, daß eben jetzt mehrere Christen des Glaubens wegen gemar-
tert würden, befahl er seinen Begleitern eine Herberge aufzusuchen,
daselbst auszuruhen, und die Lasterthiere zu besorgen. Er selbst eilte,
die Bekcnner des christlichen Glaubens aufzusuchen. Mehrere derselben
fand er auf dem Marterplatze, mit den schmerzlichsten Qualen
ringend; aber muthig und unerschütterlich im heiligen Bekenntnisse.
Einen sah er aufgehängt an den Füßen, und Feuer unter seinem
Haupte; einen andern an vier Pfählen, mit gewaltsam auseinander
gespannten Gliedern angebunden, unaussprechliche Pein leiden. Da
war einer, dessen Angesicht zerfleischt und ganz entstellt; dort einer,
der am ganzen Körper durch eiserne Hacken zerrissen war; hier lag
cincr ohne Hände, und dort einer ohne Füße. Einer hing am
Halse durchbohrt an einem hölzernen Pfahle; ein anderer, dem Hände
und Füße rückwärts zusammen gebunden waren, wurde mit Keulen
jämmerlich geschlagen. Großen Schauder erregte der Anblick so un:
menschlicher Qualen; aber noch viel größeres Staunen der standhafte
Muth derjenigen, welche dieselben duldeten. Ihre Anzahl bclicf sich
auf zwanzig. Bonifazius konnte seine Hochachtung und Bewunderung
nicht mehr zurückhalten. Er trat zu den heiligen Märtyrern hinzu,
umarmte und küßte sie, und rief mit lauter Stimme: „Groß ist der
Gott der Christen, groß der Gott dieser Märtyrer!" Dann sprach
er zu den Märtyrern: „ Ihr Diener Christi! bittet für mich, daß
ich eines gleichen Heiles wie ihr gewürdiget werde." Er setzte sich
zu ihren Füßen, ergriff die Banden, mit denen sie gebunden waren,
küßte sie, und sagte: „Kämpfet muthig, ihr Kämpfer und Märtyrer
Christi! gegen cuere Widersacher. Harret nur noch eine kurze Weile
aus, und der Kampf ist vollendet. Schwer ist die Arbeit, aber
auch groß wird der Lohn seyn; schrecklich sind euere Qualen, aber
auch unaussprechlich wird die Freude seyn, zu der ihr gelanget.
Hier werdet ihr von den Dienern der Ungerechtigkeit gepeiniget, im
künftigen Leben aber werden die Engel Gottes euch dienen."
Betragen des Bonifazius konnte der Aufmerksamkeit des
Simplizius nicht entgehen. Niemand konnte aber diesem
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen