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Am 14. Mai. 4^i
sagen, wer der unerschrockene Mann sey, welcher bei dem Anblicke
der Martern es wagen könne, von einem einzigen Gott zu reden,
und eben dadurch die Gottheit der heidnischen Götzen zu läugnen.
Er ward gegen ihn recht aufgebracht, ließ ihn durch die Gerichts-
dicner vor sich führen, und fragte ihn, wer er sey? „Ich bin ein
Christ!" antwortete Bonifazius. Ich verehre den Herrn Jesum Chri-
stum, und erzittere nicht vor dir und vor deinem Gerichte, weil die
Hilfe meines Gottes mir nahe ist." Der Richter sprach: „Wie
heißest du?" Bonifazius antwortete: „Ich habe es dir schon gesagt,
daß ich ein Christ sey. Willst du meinen gewöhnlichen Namen er-
fahren, so wisse, daß ich Bonifazius heiße." Der Richter befahl,
daß er den Götzen opfern solle; er aber erwiederte: „Ich habe es
dir schon wiederholt gesagt, daß ich ein Christ sey, und deßwegen
werde ich den nichtswürdigen Götzen nicht opfern. Thue mit mir,
was du willst; thue es bald, sich, mein Leib ist in deiner Gewalt!"
Der erbitterte Richter ließ ihn auf die Folterbank legen, und mit
eisernen Krallen so lange zerfleischen, bis seine Gebeine entblößt
waren. Bonifazius gab keinen Laut von sich, sondern betrachtete mit
unverwandtem Blicke die Märtyrer, welche schon länger gepeiniget
worden waren, und ihr unerschrockener Muth entzündete den seinigen.
Sein Schweigen erhöhte die Erbitterung des Richters, welcher ihn
in die Höhe ziehen, und so schwebend hangen ließ. Nach einer
Stunde sagte er zu ihm: „Armseliger, Elender! Habe Mitleiden mit
dir selbst, und cpfere den Göttern!" Vonifazius erwiederte: „Schä-
inest du dich nicht, mich fortan zum Opfern bereden zu wollen, da
du doch weißt, daß ich nichts von deinen nichtigen Göttern hören
will?" Darüber gericth der Richter in Wuth, und befahl, daß der
Bekenncr mit scharfen, eisernen Spitzen unter den Nägeln der Finger
gestochen werde, und als Bonifazius auch diese Qual mit freudigem
Muthe erduldete, ließ er ihm geschmolzenes Blei in den Mund gießen.
Der Bekenner blickte zum Himmel und bethete: „Ich danke dir, Herr
Jesu Christe, Sohn Gottes! Stehe mir, deinem Diener, gnädig bei,
und stärke mich in dieser Qual. Lasse nicht zu, daß ich von dem
gottlosen Statthalter besiegt werde, Du weißt es ja, daß ich dieses
alles um deines Namens willen leide." Darauf rief er den heiligen
Märtyrern zu: „Ihr Diener Gottes bethet für mich, euern Knecht!«
Mit Einer Stimme erwiederten die Märtyrer: »Unser Herr Jesus
wolle dir zu Hilfe senden seinen heiligen Engel, damit er dich ent-
reiße dem grausamen Richter, deinen Lauf bald vollende, und dich
in die Zahl der Auscrwählten bringe." Kaum hatten sie dieses
Gebeth vollendet, als auf einmal die umstehenden Heiden in ein lau:
tes Geschrei ausbrachen und riefen: „Groß ist der Gott dcr Christen,
groß der Gott dieser Märtyrer! Erbarme dich unser, Jesu
Erster B.nid, 28
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen