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Am 9. Qktober. 449
auf den Hals lade, und versprach ihm, daß er, wenn er den Glau-
ben der Christen verlasse, sowohl die Gunst der Kaiser, als die
Gnade der Götter erlangen werde. Rogatianus erwiederte: »Ganz
natürlich ist das, was du mir verheißest, ein verworrenes Zeug, weil
auch deine Begriffe verworren sind, darum muffen bei dir die Götter
den Kaisern nachstehen. Wie könnte oder sollte man die als Götter
ehren, die ihr selbst den Menschen nachsetzet? Diese sind taub, weil
sie aus Metall sind, und ihr seyd es, weil ihr vernünftiger Lehre
die Ohren verschließet." — Einen solchen Widerstand und eine so
tiefe Beschämung hatte der Statthalter nicht erwartet. Er erklärte
die Rede des Rogatianus für Unsinn, und gab in dem heftigsten
Unwillen den Befehl, daß derselbe seiner Thorheit wegen in das
Gefängniß gelegt werde, zu dem, der ihn zu derselben verleitet habe.
Beide Brüder sollten am folgenden Tage durch ihren Tod den Kai:
sern und den Göttern Rache gewähren. Rogatianus war sehr be-
kümmert darüber, daß er die Taufe noch nicht empfangen habe.
Donatianus bemerkte den Kummer, der das Herz des Bruders be-
schwerte, und bethete für ihn zu Gott: „Herr Jesu Christe! Du
nimmst den Willen für das Werk an, wo dieses nicht in unserer
Gewalt ist. Du gibst das Wollen, aber auch nur von Dir kommt
das Vollbringen. Lasse in deinem Diener Rogatianus den Mangel der
Taufe durch seinen Glauben ersetzet werden." Rogatianus stimmte mit
Mund und Herz in dieses Gebeth des Bruders ein, und wurde
vollkommen beruhiget. Beide Bekenner durchwachten die Nacht im
Gebethe, und erwarteten frohen Muthes den kommenden Tag, an
dem ihnen durch den Streich des Scharfrichters die sehnlichst ge-
wünschte Vercinignng mit dem Herrn Jesus Christus zu Theil wer-
den sollte.
Am nächsten Tage hielt der Statthalter öffentliches Gericht, bei
welchem sich eine große Menge Volkes versammelte. Die christlichen
Bckenner wurden aus dem Kerker gezogen, und vor den Richter ge-
stalt. Dieser warf mit erbittertem Tone ihnen vor, daß sie die
Verehrung der Götter aus Mangel der Erkenntniß vernachlässigen,
oder, was strafwürdiger sey, geflissentlich verachten. Darauf erwie-
derten die Brüder: „Deine Erkenntniß ist tief unter aller Unwissen-
heit und Thorheit, uns ist eine höhere Erkenntniß zu Theil gewor-
den, und wir sind deßwegen bereit, um des Namens Jesu willen
alles zu leiden, was immer die Wuth der Verfolger zu unserer Qual
erfinden mag. Wir verlieren unser Leben nicht, wenn wir es für
Den hingeben, welcher des Lebens Urheber ist, und das, was wir
hingeben, mit vielfachem Gewinn ersetzet."
Da der Statthalter all sein Zureden durch die feste Standhaf-
tigkeit der muthigen Bekcnner vereitelt sah, nahm er seine Zuflucht
Ersicr Va»d. 29
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen