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468 Der heilige Iulianus und seine Ehefrau Vasiliffa.
zu sehen. Mit harten Worten warf Marcian ihm seinen Ungehor-
sam gegen die Befehle der Fürsten, und die Verachtung der Göt-
ter vor; redete ihm sehr nachdrücklich zu, daß er seinen vornehmen
Stand bedenke, und nicht sich und seine Familie durch einen schmäh:
lichcn Tod, den er, wenn er nicht gehorchen wollte, leiden müßte,
mit der größten Schande brandmarke, und verhieß ihm die Gnade
der Kaiser > wenn er den Göttern opfern werde. Allein weder das
ernste Zureden, noch die schmeichelhaften Verheißungen vermochten
etwas über, die Standhaftigkeit des Iulianus, welcher sagte: „Ich
bin kein Ungehorsamer, und kein Gotteslästerer, denn ich gehorche
den Befehlen des einzig wahren Gottes." Der Landvogt schalt ihn
einen Thoren, worauf der Bekenncr erwiederte: „Es ist nicht Thor-
heit, sondern rechter Nuhm, den wahren Gott zu erkennen; allein
du hast keinen Sinn für solchen Ruhm, weil du in das Irdische
ganz versunken bist." Darüber ward Marcian sehr erbittert, und
ließ ihn mit knoligten Stöcken am ganzen Leibe unmenschlich schla-
gen. Einer der Herumstehenden, ein Vertrauter des Landvogts,
wurde bei dem Aufschwingen eines Stockes so heftig in das Auge
getroffen, daß er es auf der Stelle verlor. Iulianus benutzte die-
sen, von der göttlichen Vorsehung geleiteten Vorfall, und sagte zu
Marcian, der denselben den Zauberkünsten, deren die Christen immer
noch beschuldiget wurden, zuschrieb: »Rufe die vornehmsten Götzen-
pricster, und die Götzenpriesterinncn zusammen, laß sie zu ihren Göt-
tern stehen, daß diese ihrem Verehrer das Verlorne Auge wieder her-
stellen! Bleibt ihr Bitten fruchtlos, so werde ich den Namen mei-
nes Herrn Jesu Christi anrufen, und nicht nur dem leiblichen Auge,
sondern auch den Augen des Geistes Licht verschaffen."
Marcian nahm diese Aufforderung an. Er berief viele Götzen-
pricstcr. Diese traten in einen Tempel. Als sie aber ihre Götter
anzurufen ansingen, stürzten die Götzenbilder zur Erde, und waren
zertrümmert. Iulianus machte das Kreuzzeichen über den Verun-
glückten, rief den Namen Jesu an, und alsbald ward das Auge
hergestellt. Dem Geheilten war, wie es der christliche Bekenner vor-
gesagt hatte, mit dem Lichte des leiblichen Auges, auch die Erleuch-
tung des Geistes geschenkt. Er bekannte laut Jesum Christum, als
den einzig wahren Gott, weßwegen ihn der tief verblendete Land-
vogt, der auch die Zerstörung der Götzenbilder, und die Herstellung
des Auges argen Zauberkünsten zuschrieb, auf der Stelle zu enthaup-
ten befahl. Den Iulianus ließ er mit schweren Ketten beladen,
durch die Straßen der Stadt führen, und vor ihm ausrufen: „So
werden die bestraft, welche die Götter verachten, und den kaiserlichen
Befehlen nicht gehorchen." Mit frohem Muthe ging der edle Be-
kcnncr einher. Himmlische Würde leuchtete aus seinem Angcsichte
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen