Seite - 470 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 470 -
Text der Seite - 470 -
470 Der heilige Iulianus und seine Ehcfta<Vasilissa.
und dahin lauteten: daß er Kufen bereiten, mit Pech und Schwefel
dieselben ausstreichen, dann einen jeden der christlichen Bekenner in
eine solche einschließen, die Kufen auswendig anzünden, und jene so
verbrennen lassen solle. Falls Iulianus durch seine Zauberkünste
auch diese Strafe vereiteln würde, so bleibe cs der Willkühr des
Landvogtes überlassen, durch welche Todesart er die Schuldigen vollen-
den wolle.
Marcian ließ die christlichen Bekcnner vor seinen Richterstuhl
bringen, und that ihnen den Auftrag des Kaisers kund, in der Er:
Wartung, daß die Ankündigung einer so fürchterlichen Todesart we-
nigst doch seinen jungen Sohn erschrecken, und auf andere Gedanken
bringen werde. Allein er fand sich getauscht in seiner Erwartung.
Die Bekenner alle, und auch Lclsus, sagten, nachdem sie den kaiser-
lichen Befehl vernommen hatten: „Thue, was dir der Kaiser be-
fohlen hat!" Nicht weit von dem öffentlichen Platze, auf wel-
chem das Gericht gehalten wurde, trug man eben eine Leiche vor-
über, die man begraben wollte. Der Landvogt befahl, daß- man sie
herbeibringe, und vor dem Richterstuhle niedersetze; dann sprach er
zu den Bekenncrn: „ Ihr sagt, daß euer Christus Todte erwecket
habe. Ist er wahrhaft Gott, so werdet auch ihr in seinem Na-
men diese Leiche in's Leben wieder zurückrufen können." Darauf
sprach Iulianus: «Was hilft es dem Blinden, wenn die Sonne auf-
geht. Euern Unglauben wird auch dieser Beweis der Allmacht un-
sers Herrn Jesu Christi nicht besiegen. Er soll indessen doch ge-
schehen zur Verherrlichung Gottes." Er erhob seine Augen gen
Himmel, bethete voll Inbrunst, wandte sich dann zu dem Todc^n,
und befahl ihm, daß er aufstehe. Alsobald ward der Todte leben-
dig, glaubte an Jesus Christus, und gesellte sich den christlichen Be-
kennern bei. —
Marcian blieb, wie Iulianus es voraus gesagt hatte, blind,
ungeachtet eine herrliche Sonne vor seinen Augen aufgegangen war.
Er schrieb die Todtcnerweckung der Zauberei zu, gerieth durch selbe
in desto größere Wuth, je mehr er den Glauben und den Muth der
Bekenner durch sie bekräftiget sah, und ließ den kaiserlichen Befehl
an diesen vollziehen. Unzählige Menschen versammelten sich zu dem
schauerlichen Schauspiele. Ein und dreißig hölzerne Kufen, welche
mit Harz und Schwefel zum Theile angefüllt waren, wurden herbeigeschasst,
und nachdem in jede derselben einer der christlichen Bekenner hinein-
geschlossen war, angezündet. Der junge Celsus, der bisher auf keine
Weise von Iulianus sich hatte losreißen lassen, gab diesem den Ab-
schiedskuß, und ging frohen Muthes der Marter zu. Marcian konnte
den Anblick nicht aushalten, sondern begab sich nach Hause, und
überließ dem Gerichtsbeisitzer die Wollziehung des unmenschlichen Ur:
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen