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Am 6. Februar. 481
der wahrc Gott sey. Saget mir, welchen Monat haben wir
Sie antworteten: „Den Februar." „ In ganz Kappadozicn," sprach
er, „herrschet eine strenge Kälte. Nicht ein einziger grüner Zweig
ist im ganzen Lande zu finden. Was meint ihr, woher sollen dann
diese Rosen und diese Acpfel gegenwärtig kommen? Ich spottete der
Dorothea, als einer Thörichten, und verlangte Rosen aus dem Gar-
ten ihres Bräutigams, und seht, ein kleiner Knabe, von dem ich
glaubte, daß er kaum werde reden können, kommt zu mir, redet
mit holden Worten mich an, übergibt mir Aepfel und Rosen, und
ist auf einmal meinen Augen entrückt. Wer kann der Knabe anders,
als ein Engel Gottes gewesen seyn? Selig sind die, rief Theophilus
jetzt mit lauter Stimme auf, welche an Christus glauben, und welche
um seines ,Namens willen^, leiden. Denn er ist der wahre Gott; und
der ist wahrhaft weise, der Ihn gläubig verehret."
Dem Statthalter wurde angezeigt, was mit Theophilus vor-
gegangen sey. Er rief ihn zu sich, und warf es ihm als eine sinn-
lose Thorheit vor, daß er den christlichen Namen, dem er bisher
doch so feind gewesen sey, auch nur nennen möge. Sehr nachdrück-
lich redete er ihm zu, er solle doch bedenken, wie thöricht es sey,
den als Gott zu verehren, von dem die Christen selbst sagen, daß
er von den Juden gekreuziget worden sey. „Eben, weil ich gehört
habe," erwiederte Theophilus, „daß er gekreuziget worden sey, über-
ließ ich mich dem Irrthume, und glaubte, daß er nicht Gott seyn
könne. Täglich habe ich seinen Namen gelästert. Jetzt aber erkenne
ich meinen Irrthum und meine Lästerung." Der Wortwechsel wurde
noch länger fortgesetzt, und Theophilus legte sehr nachdrücklich die
Nichtigkeit der leblosen Götzen dem Statthalter vor Augen. Endlich
drohte dieser ihm mit den schmerzlichsten Martern, wenn er nicht
von dem Bekenntnisse des Gekreuzigten ablassen würde. Theophilus
beharrte auf dem Bekenntnisse, und der Statthalter brachte seine
Drohung in Erfüllung. Er ließ ihn auf die Folter spannen, seine
Seiten mit eisernen Krallen zerreißen, und mit Fackeln brennen.
Der Bekenner aber blieb so heiteren Angesichtes, als wenn er nichts
zu leiden hätte, und rief mehrmal laut aus: „Christus, Sohn Got-
tes! Dich bekenne ich. Führe mich in die Zahl deiner Heiligen."
Die Marter wurde bis zur Ermüdung der Schergen fortgesetzt. End-
lich sprach der Statthalter das Urtheil, daß er enthauptet werden
solle. Frohlockend ging der eben so neue, als starke Kämpfer der
Krone des ewigen Lebens entgegen.
In welches Jahr der dioklctianischcn Verfolgung der Martcrtod
der heiligen Dorothea und ihrer Genossen gesetzt werden müsse, läßt
sich mit Gewißheit nicht angeben.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen