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Am 30. August. 483
wurden alle ergriffen, als sie folgende Rede aus seinem Munde ver-
nahmen: «Höre Kaiser! Höret auch ihr Soldaten und alle Bewohner
der Stadt Rom! So oft ich bisher auch nur den Namen: „Christ"
hörte, schauderte ich zurück, uud spottete durch bittere Lästerung der
christlichen Bckenncr. Die Verachtung der Christen trieb mich so weit,
daß ich sorgfaltig ihre Religionsgcheimnijse erforschte, um durch die
possenhafte Vorstellung derselben euch zu belustigen. Als aber das
Wasser meinen Leib berührte, als ich die Frage: ob ich glaube?
bejaht hatte, habe ich eine Hand vom Himmel herabkommen und
strahlende Engel ober mir schweben gesehen, welche alle Sünden,
die ich von Kindheit an begangen, mir in einem Buche vorgezeigt,
dann aber sie abgewaschen haben in dem Wasser, in welchem ich
gestanden bin, und darauf mir das Buch gezeigt haben, welches
weiß wie Schnee war. Wohlan dann, erhabener Kaiser! und ihr
alle, die ihr diese Geheimnisse verlacht habt, glaubet mit mir, daß
Christus der wahre Herr, daß Er das Licht, die Erbarmung sey,
und daß ihr durch Ihn Verzeihung erhalten könnet."
Der Kaiser nahm den so wundervollen Borfall, den die göttliche
Vorsehung vor seinen Augen geschehen ließ, so wenig zu Herzen,
daß er vielmehr über die Rede des Gcnesius in heftigen Unwillen
gerieth, denselben mit Stöcken sehr grausam schlagen, und dann dem
Prafekten Plautianus übergeben ließ, damit er ihn zwingen sollte,
den Göttern zu opfern. Er ward auf die Folter gespannt, mit
eisernen Krallen zerfleischt, und mit Fackeln gebrannt. Dabei hörte
er aber nicht auf, Christum als seinen Herrn und Gott zu bekennen.
Er sprach: „Es ist kein anderer Gott, als der, den ich jetzt erkenne.
Diesen bethe ich an, diesen verehre ich, diesem nur will ich ange-
hören, und wenn auch tausendfacher Tod meiner warten sollte.
Den Namen Christi zu verläugnen wird keine Qual bewirken, und
keine wird ihn aus meinem Herzen verdrängen. Ich bereue es innigst,
daß ich so lange im Irrthume gewandelt, den heiligsten Namen Jesu
und die Bekenner desselben verabscheut, und erst so spät zur An:
bethung des wahren Gottes gelangt bin." Sogleich ließ ihn der
Präfekt Plautianus enthaupten im Jahre 288, oder, und zwar wahr-
scheinlicher, 303.
Die heiligen Väter fällen über die Schauspiele kein günstiges
Urtheil, und verbieten den Christen sehr nachdrücklich den Besuch der:
selben, weil in den Zeiten, in welchen sie lebten, fast immer nur
Vorstellungen auf die Schaubühne gebracht wurden, durch welche der
heilige Glaube verhöhnt, oder das sittliche Gefühl verletzt wurde.
Eine verderbende Pest sind Schauspiele, in welchen unsere heilige
Religion oder Gegenstände, die mit der Ausübung derselben in Ver:
bindung stehen, unrichtig und niedrig dargestellt, oder lächerlich ge:
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen