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Am 21. Jänner. 485
unreiner Liebe, die ich verabscheue, auf sich zieht." Muthvoll hielt
sie ihren Nacken hin, und empfing bethend den Todcsstreich im Jahre
304 oder 305.
Zu gleicher Zeit mit der heiligen Agnes, wahrscheinlich auch zu
Rom, ward Soteris eine Blutzeugin Jesu Christi. Auch sie war
jung und schön, und stammte von einem Geschlechte ab, aus wel-
chem die vornehmsten obrigkeitlichen Personen hervorgegangen waren,
aus welchem der heilige Ambrosius entsprossen ist, der sie seiner
Schwester Marccllina zum Vorbilde jungfräulicher Tugend empfiehlt.
Der Richter fodcrte Soteris auf, den Göttern zu opfern. Sie
weigerte sich, es zu thun. Er wollte sie dazu zwingen, und befahl
mit Backenstreichcn sie zu mißhandeln. Freudig enthüllte sie- ihr An-
gesicht, welches sie sonst immer unter einem Schleier zu verbergen
pflegte, und hielt es unverwandt den Streichen dar. Nach verschie-
denen andern Martern, die sie eben so standhaft duldete, wurde sie
enthauptet.
Die jährliche Gedächtniß der heiligen Jungfrau und Martyrin
Soteris wird am 10. Februar gefeiert.
Der heilige Augustin spricht in seiner 334tcn Rede der jung-
fräulichen Enthaltsamkeit das gebührende Lob, und ermuntert die-
jenigen, welche sich derselben widmen, daß sie die Lästerung, die sie
deßhalb von den Bösen erdulden müssen, als eine wohlthätige Fügung
Gottes willig ertragen, sich durch das Zeugniß ihres guten Gewissens
beruhigen, und für die Feinde und Lästerer des jungfräulichen Stan-
des bethen sollen. Dabei warnet der heilige Vater aber auch sehr
nachdrücklich, daß sie sich, wegen ihres größern Tugendvorzugcs, ja'
nicht stolz über die Verehelichten erheben, sondern den Schatz der
jungfräulichen Reinigkeit in Demuth bewahren, und wohl bedenken
müssen, daß die Verehelichten, wenn sie in der Demuth wandeln,
vor Gott angenehmer seyen, als die Enthaltsamen, wenn diese dem
Hochmuthe in ihrem Herzen Platz lassen. „Damit der Hochmuth
euere Herzen nicht beschleiche," sagt er, „so bedenket, daß zur Zeit
der Verfolgung nicht bloß Agnes, die Jungfrau, sondern auch
Crispina, die Ehefrau, der Marterkrone gewürdigct worden, und
daß manche von denen, welche dem Herrn Keuschheit gelobt haben,
abgefallen, da hingegen Verehelichte im Kampfe muthvoll bestanden
sind, und den Sieg errungen haben."
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen