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Am 22. Jänner. 491
den lassen. Du wirst inne werden, daß ich mit der Gnade Gottes
stärker bin in Ertragung der Pein, als du durch die Peinigung.
Deine größere Grausamkeit wird mir auch größern Ruhm verschaffen,
wenn ich selbe besiege. Daher bin ich hoch erfreut, daß ich durch
die Pein meine Rechtfertigung erlangen werde." Da der Statthalter
meinte, daß die Schergen zu gelinde mit dem Märtyrer verfahren,
ließ er ihnen Streiche geben, und befahl dann, daß Vincentius mit
eisernen Krallen zerfleischt werden solle. Dieser aber fuhr fort, freu-
dig zu bekennen unsern Herrn Jesum Christum, den einigen Sohn
des einigen Vaters, und den heiligen Geist, einen einigen Gott.
Der Märtyrer hing da, mit Blut ganz überronncn. Mehrere
Gelenke seiner Glieder waren auseinander gewichen, und man sah
durch die zerfleischten Seiten bis auf die Eingeweide. Der Statt-
halter konnte den Schergen keine Vorwürfe mehr machen, als hätten
sie ihn zu gelinde behandelt, und eben deßwegen seine Scham nicht
mehr verbergen, sich von ihm überwunden zu sehen. Er trat zu
ihm hin, und redete ihm freundlich zu, daß er mit sich selbst Mit-
leiden haben, seines jungen Alters schonen, und noch größerer Mar-
ter sich entziehen wolle. Vincentius blieb standhaft, und wiederholte
die Erklärung, daß er die schmerzlichsten Peinen zu erdulden bereit
sey. Dacianus kehrte zu seiner vorigen grausamen Wuth
ließ ihn von der Folterbank wegnehmen, auf einen glühenden
legen, von oben mit glühenden Blechen brennen, und Salz in die
Wunden reiben. Der Märtyrer hatte während dieser schrecklichen
Mißhandlung seine Augen unverrückt gegen den Himmel gekehrt, und
beharrte im Bekenntnisse und im Gebeth.
Auf des Statthalters Befehl wurde er von dem Roste in einen
finstern Kerker gebracht, sein wunder Leib auf Scherben gelegt, und
die Füße in den Stock geschlagen. Allein der Gott, der die jungen
Männer in Chaldaa im Feucrofcn unversehrt erhielt, gab seinem
Bekenner sanften Schlaf, löscte ihm die Füße, kräftigte seinen Kör-
per, und als er erwachte, sah er statt der Scherben liebliche Blumen
um sich her liegen. Es erschienen Engel, welche Lobgesänge sangen,
in die er mit einstimmte. Die Wächter hörten den Gesang, gingen
zu dem Kerker, sahen ihn erhellet, und wurden gläubig. Die Chri-
sten kamen zahlreich zum Gefängnisse, und priesen Gott für so große
Gnade, die er seinem Diener erwiesen hatte. Dieser bekräftigte, sie
im Glauben und in dem unerschütterlichen Vertrauen auf den Herrn.
Dem Statthalttr wurden die Wunder gemeldet, die sich im Kerker
ereignet hatten. Er wollte dem Märtyrer die Ehre nicht gönnen,
daß er an der Marter sterbe, sondern ihn zu neuen Qualen aufbe-
wahren. Er ließ ihn deßwegen auf ein weiches Bett legen, und
ordentlich pflegen, damit er sich bald wieder erhole, und sein Körper
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen