Seite - 498 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 498 -
Text der Seite - 498 -
498 Die heilige Lucia, Jungfrau und
mir zu geben gesinnt bist." Eutychia war gut; aber doch noch
nicht ganz geläutert durch das Feuer der heiligen Liebe war ihr
Sinn, deßwegen fiel es ihr mit dem Jünglinge im Evangelium
(Matth. 19, 21.) schwer, von dem Irdischen sich ganz loszureißen.
Doch siegte endlich die liebevolle Zudringlichkeit der Lucia. Mutter
und Tochter ermunterten jetzt einander wechselseitig zu Werken der
Wohlthätigkeit, und wetteiferten in Ausübung derselben. Sie ver-
kauften nach und nach alle Kostbarkeiten, die bisher zum weiblichen
Putze gedient hatten, und die ansehnlichen Güter, die sie besaßen;
theilten das erlöste Geld an die Nothlcidenben und Armen aus,
um dadurch sich himmlischen Schmuck und unvergängliche Güter zu
verschaffen.
Jünglinge, welchem die Mutter früher Hoffnung zur Ver-
bindung mit ihrer Tochter gemacht hatte, konnte dieß Alles nicht
unbemerkt bleiben. Er ward sehr beunruhiget über den Werkauf so
vieler Kostbarkeiten und ansehnlicher Güter. Bei einer Dienstperson
der Eutychia suchte er zu erfahren, warum es geschehe. Diese er-
wiederte ihm, daß Lucia eine Gelegenheit gefunden habe, mit ihren
Sachen einen Handel zu treffen, durch welchen sie sehr großen Ge-
winn erlange, und ihre Güter für andere hinzugeben, welche viel
mehr werth wären. Der Jüngling meinte, daß von zeitlichen Gü-
tern , und vom irdischen Gewinn die Rede sey, ward vollkommen
beruhiget, und überließ sich der Hoffnung, daß er zu seiner Zeit mit
der Braut ein desto größeres Vermögen erhalten werde. Lange
konnte aber diese Täuschung nicht dauern. Bald überzeugte er sich,
daß Lucia das erlöste Geld an die Armen und Nothleidenden, an
Wittwen und Waisen hingebe. Darüber sehr aufgebracht, machte
er ihr die bittersten Borwürfe. Sie verbarg es ihm nicht länger
mehr, daß sie im ehclosen Stande zu bleiben entschlossen sey. Je
unerwarteter dem Jüngling eine solche Erklärung war, desto mehr
ward sein Herz zur Rache entflammt. Er eilte zum Stadtrichtcr
Paschasius, und klagte sie an, daß sie eine Christin sey, und gegen
die kaiserlichen Befehle den Götzenopfern sich entziehe. Paschasius
ließ sie vor sein Gericht stellen, und forderte sie auf, den Götzen zu
opfern. Sie erwiederte ihm: „Ein reines und Gott wohlgefälliges
Opfer ist das, der Wittwen und der Waisen sich annehmen. Seit
drei Jahren habe ich dieses Opfer dargebracht, und da ich jetzt
nichts mehr habe, dasselbe fortzusetzen, so gebe ich mich selbst dem
wahren Gott zum lebendigen Opfer hin. Er mag mit diesem Opfer
verfügen, was Er will." »So etwas," sprach Paschasius, „magst
du denen vortragen, die, wie du, Christum verehren. Ich will es
nicht hören, denn ich bestehe auf der Befolgung der kaiserlichen An-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen