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Am 20. Jul i . 503
Sie ward von einer schweren Versuchung zum Abfalle
angewandelt, besiegte aber dieselbe im Namen Jesu Christi, worauf
sie mit außerordentlicher himmlischer Tröstung begnadigt wurde.
Der Statthalter hatte wohl gestaunt über den Heldenmut!) der
zarten christlichen Jungfrau, aber deßwegen nicht abgelegt seine
rasende Erbitterung gegen sie. Er ließ sie des andern Tages wieder
vor den Richterstuhl führen. Sein Zorn stieg aufs höchste, als er
sie wohlbehalten und frohen Muthes vor sich stehen sah. Mit Un-
gestüm fuhr er sie an, machte ihr bittere Vorwürfe über ihre starr-
sinnige Anhänglichkeit an den gekreuzigten Jesum Christum, und
drohte ihr die Hartesten Qualen und den schmerzlichsten Tod durch
das Feuer, wenn sie sich nicht alsbald entschließen würde, nach dem
Willen der mächtigen Kaiser den Göttern zu opfern. Die unüber-
windliche Kämpferin erwiederte: „Ich fürchte nicht deine Drohungen.
Ich erzittere nicht vor deinen Qualen, die du mir ankündest, und
die gar nicht in Betrachtung gezogen werden können, in Ansehung
der herrlichen Belohnung, die meiner wartet. Feuer und Schwert,
und selbst der grausamste Tod sind nicht im Stande, mich von
meinem Herrn Jesus Christus zu trennen." Jetzt wurde sie auf Be-
fehl des Statthalters entkleidet, an die Folterbank aufgehängt, und
an allen Theilen des Körpers mit brennenden Fackeln gebrannt.
Während dieser Marter rief ihr Olibrius spottend zu: „Jetzt magst
du dich freuen in deinem Jesus Christus, dem du so treu anhangest.
Mit dieser Freude, mit dieser Ruhe hat Er dich begnadiget. Er
mag dich nun erretten aus dieser Qual, wenn Er's zu thun im
Stande ist." Darauf antwortete Margaretha: „Du spottest meines
schnell vorübergehenden Leidens, und achtest nicht auf die ewige
Qual, die dich treffen wird. Ja, diese Leiden sind der Ruhm der
Christen, weil sie ewige Freuden zur Folge haben. Diesen Ruhm
habe ich schon lange sehnlichst gewünscht. Dieses Feuer da kann
meinen Gliedern nur kurze Schmerzen verursachen, du aber wirst mit
ewigem Feuer gepeiniget werden." Nachdem sie dieses gesprochen
hatte, erhob sie ihre Augen gcgen Himmel, und bethete, daß Gott
ihr die Gnade der Beharrlichkeit geben, und ihren Sieg zur Ver-
herrlichung seines heiligsten Namens wolle gereichen lassen. Am gan-
zen Leibe verbrannt, wurde sie mit zusammengebundenen Händen
und Füßen in ein großes Gefäß, welches mit kaltem Wasser ange-
füllt war, hineingestürzt; aber auch aus dieser Qual ging sie freudig und
Gott preisend hervor. Auf wunderbare Weise sollen ihre Bande im
Wasser gelöset worden seyn.
Einige Heiden, welche durch den unerschütterlichen Heldenmut!)
der christlichen Jungfrau und durch die wunderbare göttliche Hilfe,
die sich an derselben so sichtbar zeigte, in's höchste Erstaunen ge«
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen