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528 Der heilige Saturninus und seine Gefährten :c.
daß sie den kaiserlichen Befehlen gehorchen sollen, und als sie dieser
Aufforderung die Wiederholung ihres Bekenntnisses, eben so freudig,
als unerschrocken entgegensetzten, ließ er sie alle, bis auf zwei, ins
Gefängniß abführen. Diese zwei waren Viktoria und Hilarion.
Viktoria war eine Jungfrau, ausgezeichnet durch hohe Tugend, und
nicht weniger durch körperliche Schönheit. Sie hatte Gott jungfräu-
liche Reinigkeit gelobt, und um sie zu bewahren, das Haus ihrer
Eltern, die sie verhcirathen wollten, verlassen. Innig liebte sie den
Heiland Jesum Christum, und brennend war ihr Verlangen, um
seines Namens willen Marter und Tod zu leiden. Voll der freu-
digsten Zuversicht stand sie mit den übrigen Bekenncrn auf dem Ge-
richtsplatzc da. Der Statthalter fragte sie um ihr Bekenntniß.
„Ich bin eine Christin," antwortete sie. Ihr Bruder Fortunatia-
nus fuhr sie heftig an, und warf ihr vor, daß sie von Sinnen ge-
kommen sey. Darauf erwiederte sie: „Das war immer mein Sinn,
den ich nie geändert habe." Der Statthalter versuchte noch gütli-
ches Zureden, als er aber auch dieses fruchtlos fand, ward er höchst
erbittert, und schickte sie in's Gefängniß.
Noch war Hilarion übrig, ein Sohn des Priesters Saturni-
nus. An Alter war er ein Knabe, an standhaftem Muthe aber
nicht weniger erwachsen, als sein Vater und seine Brüder. „Nicht
wahr," fragte der Statthalter, „dein Vater und deine Brüder ha-
ben dich verleitet, in die gottesdienstlichen Versammlungen der Chri-
sten zu gehen?" Darauf antwortete Hilarion mit lebhaftem Eifer:
„Ich bin ein Christ. Nach meinem eigenen Entschlüsse, und ganz
freiwillig bin ich mit meinem Vater und mit meinen Brüdern zur
Versammlung gegangen." Den Knaben zu schrecken, drohte der
Statthalter: „Ich werde dir die Haare, die Nase und die Ohren
wegschneiden lassen, und auf diese Weise beschimpft dich wegschicken."
„Thue, was du willst, erwiederte der heldenmüthige Knabe. Der
Statthalter befahl, daß man ihn zu den andern in's Gefängniß ab-
führe. Voll Freude rief Hilarion: «Gott sey Dank!"
Alle sollen nach und nach an den durch die Folter erlittenen
Martern, oder vor Hunger im Kerker gestorben seyn.
Um die nämliche Zeit wurden auch in der afrikanischen Pro-
vinz Numidien sehr viele Gläubige des heiligen Bekenntnisses wegen,
und weil sie die heiligen Bücher den Heiden auszuliefern sich wei-
gerten, gemartert, und getödtet.
Wie tief werden viele der heutigen Christen von ihren ersten
Glaubensbrüdern beschämt. Diesen war die Feier des heiligen
Opfers und der heiligen Communion so wichtig, daß sie dieselbe,
wenigstens am Tage des Herrn, nicht unterließen, wenn dabei auch
ihr Leben in Gefahr kam; jene aber entziehen sich nur zu oft den
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen