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530 Die heilige Crispma,
erwiederte die unerschrockene Bckennerin: „Niemand wird mich zu
den Götzenopfern bereden; denn ich opfere allein dem Herrn, welcher
den Himmel, die Erde, das Meer, und Alles, was in ihnen ist,
erschaffen hat." Anulinus fuhr fort, ihr zuzureden, und zu drohen,
wenn sie ihren Sinn nicht ändern wollte. Sie aber blieb standhaft,
und erklärte: „Nie, in meinem ganzen Leben, habe ich den Göttern
geopfert, nie habe ich sie für solche erkannt, und ich werde es nicht
thun, so lange ein Athcm in mir ist. Was du mir androhest,
macht mir keine Furcht. Ich achte 's geringe. Würde ich aber
meinen Gott, der im Himmel ist, vcrläugnen, so machte ich mich
der Gotteslästerung schuldig." Weiteres Zureden schien dem Statt-
halter unnütz. Er nahm also zur angedrohten Peinigung seine Zu:
flucht, und befahl, daß man ihr das Haupt kahl scheeren solle.
Dieses war die höchste Beschimpfung, schmerzlicher, als die qualvollste
Peinigung, indem nur Sklaven und Ehrlose mit geschorenem Kopfe
herumgingen. Der Befehl wurde vollzogen, und dabei auch der
Haut nkht geschont. Die standhafte Bekennerin duldete die Schmach
und den Schmerz mit freudigem Muthe, und blieb unerschüttert.
Anulinus drohte ihr noch einmal mit dem Tode, wenn sie ihren
Sinn nicht ändern würde. Darauf erwiederte sie: „Ich danke Gott,
daß er mich dieses Heiles gcwürdigct. Der Gott, welcher ist, wel^
cher war, welcher in Ewigkeit seyn wird, gab mir das leibliche Le:
ben, und nachher auch das Leben meines Geistes durch die Wieder:
geburt in der heiligen Taufe. Er ist es, der jetzt mich stärket, daß
ich nicht nach deinem Willen handle, und an Ihm, dem wahren
Gott, nicht meineidig werde." Anulinus ließ nun das Verhörspro:
tokoll öffentlich ablesen, und sprach das Urtheil, daß Crispina ent-
hauptet werden solle. Als sie es vernommen hatte, sprach sie: „Ich
danke meinem Gott, und Herrn Jesus Christus, und preise
daß Er mich würdiget, auf solche Weise der Gewalt deiner
zu entkommen." Sogleich wurde das ausgesprochene Urtheil an der
christlichen Heldin vollzogen.
Wenn Augustin in seiner Rede über den 137 Psalm den freu:
digen Muth der heiligen Crispina anrühmt, so sagt er: „Sie froh:
lockte, als sie ergriffen, als sie vor den Richter geführt, als sie in
den Kerker geworfen, als sie mit Ketten beladen wieder hervorgeführt,
als sie auf dem Richtplatze an den Ort angeklagter Verbrecher ge:
stellt, als sie verhört, als sie vcrurtheilt wurde. Ueber jede Schmach
und in allen Leiden war sie hocherfreut, und stimmte, während die
Gottlosen sie für elend hielten, in den Jubel der Engel ein." In
der nämlichen Rede spricht der heilige Vater: „Sieh, wenn die Mar-
tyrin Crispina die Verlängerung des irdischen Lebens gesucht hätte,
so hätte sie Christum verläugnct. Sie würde hier länger gelebt,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen