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534 Die Heiligen: Tarachus, Probus und Andronicus :c.
den Martern, und zwar zu wcit schmerzlicherm, als es das erstemal
geschehen war. Er ließ den Brenner mit Steinen in's Angesicht
schlagen, so daß seine Zähne aus dem Munde fielen, dann seine
Arme ihm ausspannen, und sie mit Fackeln brennen, darauf bei den
Füßen ihn aufhangen, und von stinkenden Materien einen Rauch un-
ter seinem Haupte machen; endlich scharfen Essig mit Salz, dann
Essig mit Senf vermischt in seine Nase einspritzen. Bei allen diesen
Qualen blieb Tarachus uncrschüttert auf dem heiligen Bekenntnisse,
und sprach: „Ich besiege alle Martern in Dem, der mich stärket,
das ist: im Namen Gottes. Ich fürchte nicht das irdische, wohl
aber das ewige Feuer." Zuletzt sprach der Statthalter, daß er noch
schmerzlichere Qualen ersinnen werde, und befahl, daß man den Be-
kenner gefesselt in's Gefängniß zurückführen solle. Tarachus erwie-
derte mit unverzagtem Muthe: „Ich bin bereit. Alles zu erdulden,
was du ersinnen wirst."
Bei Probus, der jetzt vor das Gericht gebracht wurde, bewirk-
ten das wiederholte Zureden, und die Drohungen des Statthalters
eben so wenig, als sie bei Tarachus crzweckt hatten. Auch die
Martern, die ihm endlich angethan wurden, blieben ohne Erfolg.
Er wurde in's Angesicht geschlagen, mit glühenden Eisen gebrannt,
auf der''Folter gewaltsam ausgespannt, und mit Ochsenschnen so
schrecklich geschlagen, daß sein Rücken von Haut und Fleisch entblößt
ward. Sein Haupt wurde kahl geschoren, und eine Kohlengluth
auf dasselbe gelegt. Allein alle diese Martern waren nicht im
Stande, den heiligen Märtyrer zum Abfalle zu bringen. Standhaft
verharrte er auf dem heiligen Bekenntnisse, indem er zu dem Statt-
halter sprach: „Unerschrocken stehe ich vor dir, mächtig gestärkt durch
das erste Verhör, und durch die Martern, die ich schon erduldet
habe. Peinige mich, wie es dir beliebt. Mein Gott ist im Him-
mel, Ihn allein verehre ich, Ihn allein bethe ich an." Probus
wurde in's Gefängniß wieder zurück, und Andronicus dem Statthal-
ter vorgeführt. Eine List sollte dießmal zum Ziele führen, zu dem
man bei dem ersten Verhöre durch Zureden und Martern nicht kom-
men konnte. Der Statthalter gab dem Andronicus vor, daß seine
Genossen Tarachus und Probus durch die Mattern besiegt, sich end-
lich eines bessern besonnen, und den Göttern geopfert hätten, wofür
sie fetzt große Ehrenauszcicynungcn empfangen würden, und forderte
ihn auf ein gleiches zu thun. Darauf antwortete Andronicus:
„Elender Lügner! Willst du mich betrügen? Du kannst unserem
freien Willen nichts anhaben, und keine veränderte Gesinnung von
uns erzwingen." Eine so freimüthige Erklärung versetzte den Statt-
halter in die höchste Erbitterung. Er ließ den Andronicus auf den
Boden werfen, seine Hände und Füße gewaltsam ausspannen, an
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen