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Am 11. Oktober. . 53?
platz hingeworfen. Selbst das heidnische Volk entsetzte sich über
den Anblick, und fing an laut zu murren über die unerhörte Grau-
samkeit, daß Menschen, die schon halb todt seyen, auf den Platz deö
Thierkampfes gebn.cht würden. Viele verließen mit großem Unwil-
len das Amphitheater. Mehrere wilde Thiere wurden auf einmal
losgelassen, von denen aber keines die Bekenner berührte. Maximus
gerieth in Wuth gegen die Thicrwarter, ließ sie mit Schlägen züch-
tigen, und befahl unter den schwersten Drohungen, daß sie das wil-
deste Thier loslassen sollten. Sie ließen einen Bären los, der an
diesem Tage schon drei Kämpfer zerrissen hatte. Der Bär lief grim-
mig auf die Bekenner an, that aber keinem etwas zu Leid. Als
er zu Andronicus kam, legte er sich vor chn hin, und leckte seine
Wunden. Andronicus legte sein Haupt auf das Thier, um es zur
Wuth zu reizen, damit es ihn schnell vollende. Dadurch schien es
aber ganz zahm geworden zu seyn. Auf Befehl des Marimus
wurde es auf der Stelle gctödtet. Noch war eine Löwin übrig,
welche man erst kürzlich aus Antiochien erhalten hatte. Sie wurde
losgelassen. Brüllend trat sie aus ihrem Behälter hervor. Die
Zuschauer erbebten über dem Anblicke derselben. Sie rannte wüthend
auf die Bekenner los, und legte sich zu den Füßen des Tarachus
nieder. Dieser faßte sie an, um sie zu reizen, sie aber zeigte
sich zahm, wie ein Schaf. Der Statthalter rasete vor Zorn,
und befahl die drei christlichen Vekenner durch das Schwert zu
vollenden.
Bei seinem Weggehen von dem Amphitheater ließ er zehn Sol-
daten zurück, mit dem Auftrage, daß sie die Lciche.i des Tarachus,
Probus und Andronicus unter die Leichen der Fechter werfen, und
bewachen sollen, damit sie von den Gläubigen nicht erkannt, und
nicht weggenommen werden könnten. Marcion, Felix und Verus,
drei eifrige Christen, wollten es doch versuchen, die köstlichen Reli-
quien zu erhalten. Sie näherten sich dem Orte, wo sie lagen, und
bevor sie noch zu demselben hinkamen, warfen sie sich auf ihre Kniee,
und sichten zu Gott, daß er ihnen gnädig beistehen wolle. Plötz-
lich erbebte die Erde. Es erhob sich ein fürchterliches Gewitter, und
die Wächter eilten erschrocken davon. Zum Zweitenmale warfen sie
sich auf die Kniee und betheten, daß Gott sie die Leichen der heili-
gen Märtyrer von den Leichen der heidnischen Fechter erkennen lassen
wolle. Ihr Gebeth ward erhört. Ueber jeder der drei Leichen
schwebte ein Lichtflämmchen. Sie luden die kostbare Bürde auf ihre
Schultern, folgten einem außerordentlichen Lichte, das ihnen bis zu
«iner Felsenkluft vorleuchtete, welche sich in der vorerwähnten An-
höhe befand. In diese Gruft begruben sie die Leichen, und ver-
wahrten mit großer Sorgfalt den Eingang derselben, damit sie von
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen