Seite - 559 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 559 -
Text der Seite - 559 -
Am 22. Oktober. 559
sich vor den geschlossenen Thüren ihres Heiligthums, und der Bi-
schof Philippus berathschlagte sich mit Scvcrus und Hermes, sowie
mit den andern Gläubigen, was in dieser schweren Drangsal zu thun
sey. Den Bessern wurde die Gemeinschaft mit den Schlimmern un-
tersagt, damit jene nicht durch diese wankend gemacht werden. Diese
wurden zur Buße und zu regerem Eifer im Glauben mit ernstem
Nachdrucke crmahnt, und jene zur Beharrlichkeit mit sanfter
Liebe ermuntert. Allen ward kräftiger Trost und heilsamer
ertheilt.
Der Statthalter Baffus traf die Versammlung vor der
thüre an, und gab Befehl, daß alle vor sein Gericht gestellt werden
sollten. Es geschah. Zuerst fragte sie Baffus, wer ihr Vorsteher,
und ihr Anführer sey. Philippus, welcher an der Spitze der andern
stand, erwiederte getrosten Muthes: „Ich bin der, nach dem du fra-
gest." „ Ihr wisset," sprach der Statthalter, „den Befehl des Kai-
scrs, daß die Christen keine Zusammenkünfte halten dürfen, daß sie
entweder den Göttern opfern, oder zu Grunde gehen sollen. Liefert
mir alle goldenen und silbernen Geräthschaften aus, die ihr bei eue-
rem Gottesdienste brauchet, sowie auch die Bücher, die ihr leset.
Thut es sogleich freiwillig, damit ich nicht durch Martern euch dazu
zwingen müsse." Darauf erwiederte Philippus: „Wenn du Vergnü-
gen daran findest, uns Martern anthun zu lassen, so wisse, daß wir
bereit sind, dieselben zu erdulden. Immerhin magst du also diesen
schwachen Körper, der in deiner Gewalt ist, wie es dir gefällt, zer-
fleischen lassen. Glaube aber nur nicht, daß du auch den Willen
bezwingen werdest. Die Kirchengeräthe, welche du von mir verlan-
gest, stehen dir jeden Augenblick zu Diensten. Wir werden von euch
vertrieben, und dürfen also ohnehin nicht mehr auf den Gebrauch
derselben rechnen. Wir verehren Gott nicht durch kostbares Metall,
sondern durch die Erfüllung seines Willens. Nicht an der äußerli-
chen Zierde der Kirchen, sondern an reinen Herzen hat Christus sein
höchstes Wohlgefallen. Die heiligen Bücher darf ich dir eben so
wenig ausliefern, als du sie in Empfang nehmen darfst." Bassus
ließ die Schergen herbeikommen, damit sie den Philippus peinigten.
Nun ward Sevcrus vor den Richterstuhl verlangt; als man ihn
aber nicht finden konnte, wurde der Bischof mit Vorwürfen über-
häuft, und noch grausamer gepeiniget. Da trat der Diakon Her-
mes hervor, und sprach zu dem Statthalter: „Wenn du auch alle
unsere heiligen Bücher vernichten würdest, ja , wenn dieses auf dem
ganzen Erdkreise geschähe, so würden doch die, welche nach uns am
Leben bleiben, dieselben aus ihrem Gedächtnisse vollständig wieder
herstellen, und die Verehrung, welche Christo gebührt, nur desto
nachdrücklicher verkündigen/- Hermes wurde heftig geschlagen, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen