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566 Der heilige Lucianus, Priester und Märtyrer.
richtig, so ist sie ein neuer Beweis, daß auch der heiligste Eifer
irren könne, wenn er nicht mit großer Vorsicht in gebührenden Schran:
ken gehalten wird, und daher eine ernste Warnung, daß wir immer
auf uns selbst am wachsamsten seyn müssen in dem Augenblicke, in
welchem unser Eifer für das Gute am wärmsten ist. Ist Lucianus
wirklich gefallen, so stand er vom Falle wieder auf, denn er zeugte
für die reine Lehre durch Marter und Tod.
Der Ruf seiner Gelehrsamkeit und seines brennenden Eifers in
der Beförderung des Christenthums ward weit umher verbreitet, und
kam auch zu den Ohren des Kaisers Marimin bald nachher, als
dieser nach dem Tode des Galerius die Christenverfolgung wieder
erneuert hatte. Marimin gab Befehl, daß Lucianus ergriffen wer-
den solle. Der Priester ward auf die Gefahr, die ihm drohte, auf:
merksam gemacht, und suchte sich derselben zu entziehen, damit er
sich, nach dem dringenden Verlangen der Gläubigen, der Kirche er-
halte. Er verließ die Stadt, und hielt sich auf einem Landgute
verborgen, ward aber von einem Priester, dessen sabellianische Irr-
thümer er früher widerlegt hatte, und der jetzt argen Haß in seinem
Herzen gegen ihn nährte, verrathen, darauf gefangen genommen,
und nach Nikomedien geführt. Auf der Reise dahin, die zu Lande
gemacht wurde, traf cr in Cappadocien mit mehreren Soldaten zu-
sammen, die Christen gewesen waren, sich aber zur Verläugnung
hatten bewegen lassen. Diese von ihrem Falle wieder aufzurichten,
war sein heißester Wunsch. Mit sanftem Ernste hielt er ihnen ihre
Schwachheit vor, indem sie vor einem Kampfe zurückgeschaudert,
welchen sogar schwache Weibspersonen, ja selbst Kinder, so oft schon
mit siegendem Muthe bestanden hatten. Er verwies ihnen ihre Feig-
heit, und sagte, daß man schr wenig vertrauen dürfe auf oen Muth
von Männern, welche so leicht zum Verrathe ihres ewigen und höch-
sten Herrn sich konnten verleiten lassen. Zu bedenken gab er ihnen,
wie sie jetzt von aller tröstenden Hilfe verlassen waren, wenn Gott,
der Herr über Leben und Tod, sie in ihrem gegenwärtigen Zustande
zu sich rufen würde. Endlich legte er ihnen an das Herz, wie viel
besser es sey, dieses, ohnehin nur kurze und vergängliche Leben da-
hinzugeben, als der ewigen Seligkeit sich verlustig zu machen. Diese
Erinnerungen des christlichen Priesters machten tiefen Eindruck auf
die Soldaten, sie gingen in sich, bereuicn ihren Abfall, kehrten zu-
rück zum heiligen Glauben, und bekräftigten die Aufrichtigkeit ihrer
Rückkehr durch muthvolles und ausharrendes Bekenntniß in Marter
und Tod. Ueberall, wo Lucianus durchgeführt wurde, und Gläu-
bige sich um ihn versammelten, bekräftigte er sie im Glauben, er-
mähnte sie zur Bewahrung der reinen Lehre, und ermunterte sie zum
mutyvollcn Kampfe, falls sie den Verfolgern in die Hände gerathen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen