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Am 3. Mai, und am 14. September. 585
von Aziz, eine.n Kalifen, aus dem Herrschergeschlechte der Fathemitcn,
welche von Ali und der Fathema, Tochter Mahumeds abzustammen
behaupteten. Ungefähr dreißig Jahre nachher baute der Kaiser Mi-
chael, der Paphlagonit, sie wieder auf.
In unsern Tagen, am 12. Oktober des Jahres 1806, ward
dieser heilige Tempel ein Raub der Flammen, das heilige Grab
aber auf wunderbare Weise unversehrt erhalten. Eine kurz gefaßte
Beschreibung des Grabes und der Kirche wird diese Erzählung an-
schaulicher machen. Das heilige Grab ist in den Felsen cingehauen,
wie die Evangelisten auch bezeugen. Es ist neun Spannen lang^
und zwölf Spannen hoch. Inwendig ist es mit schönem Marmor
verziert. Ueber ihm wölbte sich eine kleine Kuppel, welche auf zwölf
Säulen von altem, köstlichem Porphyr ruhte. Rings umher stand
die große Kirche der Auferstehung, deren Hauptgebäude dem ehema-
ligen Pantheon in Rom, welches jetzt die herrliche Kirche Rotonda
ist, ähnlich war. Ihre hohe Kuppel von Ccdernholz war belegt
mit Platten von Blei, und ward von gewaltigen Marmorsäulen ge-
tragen. Solche stützten auch verschiedene Gallcrien der Kirche. Ge-
gen Morgen vom heiligen Grabe hatten die Griechen einen Chor,
an dessen mitternächtlicher Seite der Hügel Golgatha steht. Nahe
dabei stand ein hölzerner Thurm von sechs oder sieben Stockwerken,
der zu Wohnungen diente. In einer Gallerie der Kirche hatten die
Armenier ihren Gottesdienst, und auf der andern Seite die Katholi-
ken ihren Altar, und vier Kammern, welche theils zur Beherbergung
der Pilger, theils zur Aufbewahrung des Kirchengcräthes dienten.
Nächst dabei hatten die Katholiken ihre Wohnungen, über denen ei-
nige kleine, von Muselmännern bewohnte Häuser standen.
Die Feuersbrunst entstand in der Kirche der Armenier, und er-
griff dann die Kuppel, dann den Chor der Griechen, und den Theil
der Kirche, welcher einen Theil des Golgatha in sich faßte. Dann
verbreitete sich die Glut hin zur Kirche der Katholiken, und verzehrte
diese mit deren abgetheilten Kämmerchen, sammt allem Kirchengeräthe.
Es verbrannten auch die Häuser der Muselmänner, und stürzten ein
über die Wohnungen der Katholiken. Nachdem die Feuersbrunst
fünf Stunden gelodert hatte, stürzte die große Kuppel der Kirche
ein, und zerstörte durch ihren Fall die kleine Kuppel des heiligen
Grabes, wie auch die Porphyrsäulcn, welche diese stützten, und allen
Marmor, der von außen das Grab zierte. Das heilige Grab stand
mchrere Stunden in einer Glut, welche den Marmor sprengte, und
die Metalle schmolz. Sie ward vermehrt durch das geschmolzene
Blei, welches siedend von der obersten Kuppel herabtraufte. Nie-
mand zweifelte an der gänzlichen Vertilgung des heiligen Grabes.
GIcickwahl fand man nach erloschenem Feuer die heilige Stätte kühl
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen