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Der heilige Frumentius, Bischof der
(Am 27. Oktober.)
Es ist kaum zu bezweifeln, daß schon zur Zeit der Apostel das
Licht des Evangeliums von Aegypten aus nach Acthiopien sheut zu
Tage Abyssinien, ein Strich Landes in Afrika, unter Nubien am
Nil gelegen,) eingedrungen sey. Das göttliche Licht muß aber, im
Verlaufe der folgenden zwei Jahrhunderte ganzlich wieder erlo-
schen seyn, indem uns die Geschichte den heiligen Frumentius als
den Begründer des Christenthums in dieser afrikanischen Provinz
angibt.
Der von Gott dazu herbeigeführte Anlaß ist merkwürdig, »nd
wird von dem Geschichtschreiber Rusinus im 10. B. 9. Kap. folgender-
maßen erzählt: Es war im Anfange des vierten Jahrhunderts, daß
..ceropius, ein Weltweiser in Tyrus, nach Aethiopien reiste, um
nach dem Beispiele des Philosophen Mctrodorus, die Ueberlieferun-
gen und Philosophien fremder Völker zu erkundigen. Er nahm mit
sich zwei Knaben, die seine Neffen waren, und Frumcntius und Ac-
dcsius hießen. Ihnen war in früher Kindheit, vielleicht von einer
gottseligen Mutter, die Liebe zu Jesu Christo eingeflößt worden.
Sie verstanden griechisch, und der Oheim gab ihnen wissenschaftlichen
Unterricht, den er auch auf der Reise fortsetzte. AIs er auf der
Heimkehr zu Schiffe war, und dieses, um mit frischem Wasser versehen
zu werden, in einen Hafen des rothen Meeres einlief, ging er mit
den Knaben und andern Schiffsgenossen an's Land, wo sie bald von
den Einwohnern überfallen, und ermordet wurden, weil eine Feind-
seligkeit zwischen den Aethiopicrn und den Römern ausgebrochen war.
Nur die beiden Knaben entgingen dem Tode. Sie hatten, von Got-
tes Vorsehung geleitet, sich vor dem Ucberfalle der Aethiopicr von
den Ihrigen ein wenig entfernt, und unter einen Baum gesetzt, wo
sie in einem Buche lasen, um den Unterricht, welchen ihnen der
Oheim gegeben, zu wiederholen, und auf den künftigen sich vorzu-
bereiten. Unter dem Baume wurden die Knaben von den Barbaren
gefunden, welche derselben schonten, entweder gerührt von Mitleiden,
welches Gott in ihrem Herzen erregte, oder in der Hoffnung, durch
Werkauf derselben eine ansehnliche Summe in ihre Hände zu brin-
gen; denn von Daniels, ja von Josephs Zeiten an, bis auf die
unsrigen, werden gefangene Knaben des Auslandes, wenn sie wohl-
gestaltet und munter sind, an den morgenlandischcn Höfen wohlge-
litten, oft mit Sorgfalt unterrichtet, und nicht selten zu hohen Eh-
rcnstcllen befördert. Sie ließen die Knaben am Leben, und brachten
sie dem Könige, der sie gut bezahlte, sie erziehen, und mit Fleiß
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen