Seite - 594 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 594 -
Text der Seite - 594 -
594 Die heilige Christiana, eine
Das Gerücht dieser wunderbaren Heilung verbreitete sich schnell,
und gelangte zu den Ohren der Königin des Landes, welche von
sehr heftigen Schmerzen gepeinigt wurde. Sie verlangte, daß man
ihr die fremde Sklavin zuführen möchte. Da aber diese aus Be-
denklichkeiten der Demuth und der Zucht in den königlichen Pallast
zu gehen sich scheute, begab die leidende Königin sich zu ihr, ließ
sich uon ihr auf die härene Decke legen, und sie über sich bethen.
Sogleich ward sie gesund. Hocherfreut bot sie der Retterin Gold
an, Gewände, ja alles, was sie nur begehren möchte; jene schlug
aber jedes Geschenk aus, und verwies die Dankbarkeit der Königin
auf Den, der durch sie, ein schwaches Werkzeug, ihr die Gesundheit
geschenkt hätte; auf Den, der Herr sey über Leben und Tod, und
in dejsen Lehre die Königin unterrichten zu dürfen ihr einziges Be-
gehren sey. Die Königin, deren Herz von Dankbarkeit gerührt war,
ließ sich gerne von Jesu Christo erzählen, dessen Kraft sie an ihrem
Leibe empfand, dessen Gnade sie an der armen Sklavin erkannte.
Sie wurde gläubig. Der König staunte, als er seine Gemahlin
plötzlich genesen sah, und befahl, man solle der Magd reiche Ge-
schenke bringen. Die Königin aber sagte ihm, daß diese Person
nach allem nichts frage, sondern nur den Wunsch habe, daß er und
sie hinfort Ie/um Christum anbcthen möchten, der ihr die Gesund-
heit wieder geschenket habe. So sehr auch den König die Gesund-
heit seiner Gemahlin erfreute, weigerte er sich doch dieser Zumu-
thung, obwohl die Königin ihre Bitte oft wiederholte.
Eines Tages, als der König mit seinem Gefolge an der Jagd
sich belustigte, umzog plötzlich sich der Himmel, die Dunkelheit ward
so groß, daß keiner den andern erkannte, und er befand sich allein
im Walde, von Allen verlassen. Da kam ihm der Gedanke, sich
an den Gott zu wenden, von dem Christiana der Königin erzählte,
durch dessen Anrufung sie die Königin geheilt hatte. Er gelobte
Ihm, wenn Er ihm aus dieser Verlegenheit helfen würde, seinen
Göttern zu entsagen, und Ihn anzubethcn. Im Innersten des Her-
zens that er das sprachlose Gelübde, und kaum hatte er es gethan,
als auf einmal der ganze Himmel wieder heiter war. Er kehrte
heim, erzählte der Königin, was geschehen sey, und ließ die christ-
liche Magd rufen. Dieser erklärte er, daß er Hinsort Jesum Chri-
stum anbethen wolle, und befragte sie um die Weise, wie man Ihm
dienen muffe. Der Geist Gottes gab ihr, was sie sagen mußte, in
den Mund, und sie redete Worte des Heils.
Der König verbreitete nun selbst die Wunder, welche Gott an
ihm und an seiner Gemahlin gethan hatte. Er erklärte seinen Un-
terthanen, daß er den Glauben der Christen angenommen habe, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen