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17. April. 009
leben kann. Gott erlaubt mir nicht die Verlängerung meines Le-
bens zum Schaden der Seelen zu befördern, für die sein Sohn ge-
storben ist. So feige bin ich nicht, daß ich fürchten sollte, in die
Fußstapfcn meines Heilandes zu treten, durch dessen Gnade ich Kraft
in mir fühle, Theil zu nehmen an seinem Opfer. Und auch mein
Volk wird wissen zu sterben für den Glauben, in dem es sein Heil
findet."
Ueber diesen Brief gerieth der König in heftigen Zorn. Er
gab Befehl, die Priester und Diakonen zu todten, die Kirchen zu
zerstören, und durch gemeinen Gebrauch das Kirchengcräth zu ent-
weihcn. „Den Simeon aber, diesen Simeon," sprach er, „der den
Gott des römischen Kaisers anbethet, und den mciniacn höhnet, den
führe man herbei, daß er uon mir verurtheilt werde." Juden,
welche gegenwärtig waren, erbitterten ihn noch mehr durch die Be-
merkung, daß der Kaiser nicht achte auf die Briefe des Königs, da
er hingegen die Briefe des Bischofs küsse, und dessen Rath in allen
Dingen folge. Dieser Wink wirkte um so nachtheiliger, da Sapor,
unkundig der Heiligkeit unserer Sittenlchre, ohnehin geneigt war,
die Bischöfe für gefährliche Anhänger seines Feindes zu halten. So:
zomenus bemerkt ausdrücklich, daß auf Simcon der Verdacht gewor-
fen worden sey, er berichte auf geheimen Wegen dem Kaiser den
Stand der persischen Angelegenheiten. Simcon ward in Bande ge-
legt, und zum Könige abgeführt, welcher in einer der östlichen Pro-
vinzen seines Reiches war. Gleiches Schicksal hatten Abdaikla und
Hananias, zwei der zwölf Priester seiner Kirche. Nach wenigen
Tagen kam er nach Ledan, der Hauptstadt des Landes der Huziten.
)a war der König, und befahl ihn vorzuführen. Als Simcon sich
nicht, nach der allgemeinen Sitte des Landes, auf den Fußboden
hinlegte, und Sapor ihn fragte, warum er jetzt unterließe, was er
sonst gethan habe? antwortete er: »Zuvor ward ich nie, um mich
den wahren Gott verläugncn zu lassen, in Fesseln vor dich geführt,
deßwegen weigerte ich mich nicht, die übliche Ehrenbezeugung der
königlichen Würde zu erweisen. Jetzt aber wäre es unrecht, dicses
zu thun, denn ich stehe vor dir zum Kampfe für den Glauben und
für unsere Lehre."' Es waren Magier zugegen, die ihn des Ein-
verständnisses mit den Feinden anklagten, und ihn des Hochverrathes,
daher des Todes schuldig erklärten. „ Ihr Schälke," sagte Simeon,
„ist's nicht genug, daß ihr dieses Königreich verderbt habt? Wollt
ihr uns eucrcr Frevel anklagen?" Mit milderem Blicke wandte der
König sich zu ihm, und sagte: „Glaube es mir, Simeon, ich meine
es wohl mit dir! Bethe die Sonne an, es wird dir und deinem
Volke nützen!" »Wie soll ich die Sonne anbethen," antwortete
der Bekenner, „da ich dich nicht anböthe, der doch edlerer Natur
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen