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010 Der heilige Simeon, Bischof zu Seleucia :c.
bist, als die Sonne? Wir erkennen nur Einen Hcrrn, Jesum den
Gekreuzigten!" „Wenn du," erwiederte der König, „einen lebendi-
gen Gott ««bethen würdest, so möchte ich deine Thorheit noch ent-
schuldigen! Besinne dich! Bethe die Sonne an, schone doch deines
Lebens, und des Lebens zahlloser Menschen, die mit dir zu Grunde
gehen werden, wofern du in deiner Halsstörrigkeit verharrest!" Der
Bekenner verwies den König auf das zukünftige Gericht, und er-
klärte, daß er freudig bereit sey zu sterben. „Es sey," rief Sapor,
„stürze ins Verderben! aber deine Anhänger dauern mich. Ich
werde suchen, sie durch Strenge der an dir zu vollziehenden Strafe
von ihrer Thorheit zu heilen." „Die Erfahrung wird dich lehren,"
antwortete Simeon, „daß Christen das ewige Leben dem zeitlichen
nicht aufopfern. Sie würden deine H,ronc nicht eintauschen gegen
den unsterblichen Namen, den Jesus Christus ihnen gab. Wenn du
meinen Leib verunstaltest, so achte ich dessen nicht, da ich weiß, daß
der, welcher ihn mic gab, ihn dereinst schöner wieder herstellen
werde." Eapor hieß ihn wegführen, und die Nacht in einem engen
Kerker bewahren. Folgenden Tages sollte er wieder vor ihm er-
scheinen. Am Thore des Palastes stand ein alter Mann, Guhscia-
tazades genannt, Oberkämmcrer, der Erste der Großen des Hofla-
gers, der den Sapor erzogen hatte. Er war Christ gewesen, hatte
sich aber, dem Könige zu gefallen, zur Anbethung der Sonne ver-
führen lassen. Als dieser den heiligen Bekenner, seinen ehemaligen
Bischof, vor sich vorbei in den Kerker führen sah, ward er ergriffen
von Ehrfurcht, kniete nieder vor ihm^ und begrüßte ihn; aber Si-
meon wandte den Blick von ihm ab, um ihm seinen Abscheu vor
dem Abfalle fühlbar zu machen. Der ObeMmmerer brach in
nen aus, und in diese Worte: „Ich Unseliger! Ist di
der Unzufriedenheit Simeons mir so empfindlich, wie werde ich be-
stehen vor dein Zorne Gottes, den ich verläugnet habe!" Er eilte
nach Hause, legte sein Feierklcid ab, und kehrte, eingehüllt in Trauer-
kleider, zur Pforte des Palastes zurück. Der König erfuhr es, und
ließ ihn vor sich komme».. „Hat ein böser Geist sich deiner bemäch-
tiget?" fragte er ihn. Er antwortete: „Nicht so, o König! Wer
hatte je größere Ursache zu trauern, als ich? An Gott habe ich
gesündiget, indem ich die Sonne anbethete. Auch an dir, indem
ich eine Anbethung heuchelte, welche mein Herz verdammt." Der
König machte Drohungen, und der Kämmerer sprach weiter: „Ich
rufe den Herrn des Himmels und der Erde zum Zeugen an, daß
ich dir hierin nicht mehr gehorchen, nicht wieder einen Frevel bege-
hen werde, den ich mit den bittersten Schmerzen bereue. Ich bin
Christ, und ich erkläre dir, o König! daß ich nicht, um Menschen
mich gefällig zu machen, treulos handeln will gegen Gott!" Sapor
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen