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Am 17. April. 611
erzeigte Mitleid mit seinem Alter, Anerkennung seiner Verdienste, und
bat ihn, dem Christenthume zu entsagen. Jener aber erklärte, daß
er nicht den wahren Gott verläugnen, und Geschöpfe anbcthen wü''de.
„So bethe denn wohl auch ich Geschöpfe an? sagte Sapor." „Al-
lerdings, o König! und noch dazu unbcseelte Geschöpfe!" Der Kö-
nig fuhr auf im Zorn, und befahl ihn zu foltern; gab aber der
Fürbitte der anwesenden Hofherren nach, welche von ihm den Be-
fehl bewirkten, den Bckcnncr sogleich zu todten. Guhsciatazades ward
enthauptet am grünen Donnerstage.
Als Simeon im Kerker den Martertod dieses Mannes erfuhr,
dankte er Gott mit herzlicher Freude, und mit inbrünstigem Verlan-
gen nach gleicher Gnade. Die beiden mit ihm eingekerkerten Prie-
ster Abdhaikla, und Hananias sahen mit Bewunderung sein schönes
Angesicht von der Liebe Gottes, wie verklärt. Er brachte die Nacht
im Gebethe zu, den Sohn Gottes bittend, ihn in seinem Todestage
(am Chavfreitage) den Kelch trinken zu lassen, den Er getrunken.
Am nächsten Tage wurde er wieder vor den König geführt, der ihn
ermunterte und bat, daß er nur einmal die Sonne anbethe. „Laß
ab, o König!" sagte Simeon, „laß ab von deinen Versuchen, mit
freundlichen Worten mich zu bereden! Verzögere nicht das Opfer!
Der Tisch ist bereitet, mich verlangt nach dem seligen Augenblicke,
Theil zu nehmen an dem heiligen Mahle, zu welchem der Herr mich
einladet." Der König wandte sich an die Umstehenden und sprach:
„Seht die Thorheit des Mannes, der lieber sterben, als seinen, ihm
eigenen Meinungen entsagen will." Er verurtheilte ihn zur Ent-
hauptung.
Hundert andere Bekenncr wurden sogleich aus den Gefängnissen
herbeigeführt, unter denen fünf Bischöfe waren. Alle andern waren
Priester, Diakonen, und Geistliche geringerer Ordnungen. Denn bis
jetzt wurden nur die Geistlichen mit dem Tode bestraft. Der Ober-
richter erklärte ihnen, sie könnten anjetzt sich noch befreien, wenn sie
die Sonne anbetheten. Alle aber weigerten sich dessen, und legten
einstimmig das heilige Bekenntniß ab. Auch sie wurden zur Ent-
hauptung verurtheilt. Nun begann die Vollziehung des Urtheils.
Simcon sollte Zeuge des Todes der andern seyn, weil der König
noch hoffte, ihn durch diesen Anblick zu erschüttern. Er aber er-
munterte seine Brüder zum Kampfe, bis er selbst, zugleich mit den
beiden Priestern Abdhaikla und Hananias, die Greise waren, ent-
hauptet ward. Als Hananias entkleidet wurde, wandelte ihn
Schauer an; letzte Zuckungen einer seinem heiligen Entschlüsse wider-
strebenden Natur. „Der Geist war willig, aber das Fleisch war
schwach." Dieses bemerkte Phusikius, ein Beamter des Königs, der
erst neulich von ihm diese Würde erhalten hatte. „Sey getrost,
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen