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Am 15. April. 615
die heilige Priesterweihe empfing. Darauf wurde er zum Bischöfe
von Susa geweiht von dem heiligen Gadiabcs, der auch in dieser
Verfolgung als Märtyrer starb. In der großen, volkreichen, üppi-
gen und in Lastern versunkenen Stadt Susa fand er nicht so gro-
ßen Eingang, wie er als Laje in Elam gefunden hatte. Er mußte
viele Verfolgungen von den Ungläubigen erdulden, und die Zahl
derer, die er für Jesum Christum gewann, war sehr klein. Er be-
schloß deßwegen, ohne Zweifel auf göttlichen Antrieb, die Stadt zu
verlassen, kündigte aber zuvor den Einwohnern den nahenden Zorn
Gottes an. Kaum waren drei Monate verflossen, als in Susa eine
Empörung ausbrach. Die Regierung sandte ein Kricgsvolk wider
sie, bei dem dreihundert Elephanten waren. Die Einwohner wur-
den geschlagen, die Stadt geschleift, und der Boden mit der Pflug-
schar in Acker verwandelt. Milles reiste nach den heiligen Orten
des gelobten Landes, und von da nach Aegypten, wo er den heili-
gen Ammonius, den Stifter eines geistlichen Ordens, der ein Jün-
ger des heiligen Antonius war, besuchte. Auf seiner Rückreise nach
Pcch'cn ging er zum heiligen Bischöfe Jakob gen Nisibis, dem er
nachher einen großen Worrath von Seide aus Assyrien sandte, zur
Ausschmückung der Kirche, mit deren Bau Jakob eben jetzt beschäf-
tiget war.
Auf seiner Reise trug der heilige Milles nichts bei sich, als
das Evangelium. Als er zu Seleucia am Tygris, und nach Ktesi-
phon kam, welche beide Städte, wie oben in der Geschichte des hei-
ligen Simeon bemerkt wurde, einen gemeinschaftlichen Bischof hatten,
fand er diese Kirche in Verwirrung durch Schuld des Bischofes Pa-
pas, dessen Uebermuth und Trotz, verbunden mit unordentlichem Wan-
del , Aergerniß gab, und eine Spaltung veranlaßte, zu deren Aus-
gleichung die Bischöfe der Gegend sich versammelt hatten. Milles
ermähnte den Papas mit Freimüthigkeit, hielt ihm seinen Stolz vor,
und erinnerte ihn an die Worte Jesu Christi: „Wer unter euch der
Größte ist, der soll der Geringste seyn, und wer vorgeht, soll seyn
wie der Diener." (Luk. 22, 2<i.) „Willst, du Thor! mich beleh-
ren?" fuhr ihn Papas an. Milles langte sein Evangelium hervor,
legte es vor ihn hin, und sagte: „Erröthest du, deine Pflicht von
mir zu vernehmen, der ich freilich ein elender Sterblicher bin, so
lerne sie aus dem heiligen Evangelium!" Wüthend vor Zorn schlug
Papas auf das Buch, und rief: „Evangelium sprich!" Millcs nahm
das Buch wieder in die Hand, drückte es mit zärtlicher Ehrerbie-
tung auf seine Lippen und auf seine Augen, wandte dann sich gegen
Papas, und sprach: „Der Engel des Herrn wird dich strafen, daß
du das Wort des Lebens beleidigest! Hinstarren wiro dir die Hälfte
des Leibes, und du wirst nicht daran sterben; Jahre wirst du noch
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen