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Am 29. März. 621
ten sich die Magier an der Standhaftigkeit des christlichen Helden
nicht mehr versuchen, indem sie alle ihre Bemühungen vereitelt sahen.
Sie warfen Blicke des wüthendstcn Zornes auf ihn, ließen seinen
Körper auf Dornen herumwälzen, spitzige Röhren in sein Fleisch ste-
chen, siedendes Pech und Schwefel ihm in den Mund gießen, und
endlich auch ihn, wie vorher seinen Bruder, unter die Presse legen,
und seinen Körper zerquetschen, bis er endlich seinen Geist aufgab.
Abtuscialus, ein Freund der beiden heldcnmüthigen Märtyrer,
bewog die Wachter durch eine große Summe Geldes, daß sie ihm
die Leiber zu ehrenvoller Beerdigung überließen. Dieser Marterge-
schichte setzte der Verfasser derselben, Isaias, der Sohn Adabs, ein
Augenzeuge, welcher bei der Reiterei des Königs Sapor diente, bei:
„So hatten die Märtyrer gekämpft und gesiegt. Könnten doch wir
Alle an ihrer Fürbitte bei Gott Theil haben!"
Drei Monate nach dem Martertode des Bischofes Simeon,
wurde Sciadustes, der auch Sadoth genannt wird, zum Bischöfe der
Kirche zu Selcucia und Ktesiphon erwählt. In diesen Hauptstädten
und Sitzen des Königs wüthete die Verfolgung am heftigsten. Sa-
doth entzog sich ihr eine Weile, entzog sich aber nicht seiner Kirche.
Seine Geistlichen besuchten ihn, und aus dem Orte seiner geheimen
Zuflucht ließ er durch sie Verordnungen und Ermahnungen an die
Gläubigen gelangen. Einst erzählte er Priestern und Diakonen, er
habe im Traume eine lichtstrahlende Leiter, deren höchstes Ende den
Himmel berührte, und oben den heiligen Simeon in der Herrlichkeit
der Vollendeten gesehen. Dieser habe mit lächelndem Angesichtc ihm
zugerufen: „Sadoth! steige herauf, fürchte dich nicht! Gestern stieg
ich herauf, jetzt ist die Reihe an dir!" Er schloß daraus, daß er
in diesem Jahre, wie Simcon im vorigen, des Todes sterben sollte.
Der König Sapor kam nach Sclcucia. Sadoth und viele seiner
Geistlichen wurden in Verhaft genommen, auch Ordensgcistliche und
Nonnen, 128 Personen. Fünf Monate lang ließ man sie viele Qua-
len im Kerker erdulden, und während dieser Zeit wurden sie dreimal
auf die Folter gelegt. Auch peinigte man sie mit Stricken, welche
ihnen fest um die Beine gebunden wurden. Da sie standhaft den
Sohn Gottes bekannten, verurtheilte man sie zum Tode des Schwer,
tes. Je zwei und zwei aneinander gebunden, wurden sie aus der
Stadt zum Tode geführt, indem sie Hymnen und Lieder sangen.
Lauter erscholl ihr Lobgesang, als sie die Todesstätte erreichten. Auf
Befehl des Königs ward Sadoth von den andern abgesondert, nach
Bethlapat, einer Stadt der Landschaft Bethuza, geführt, und dort
enthauptet. Im bischöflichen Amte folgte ihm sein Bruder Barbas:
cemin, der nach weniger als vier Jahren, nach vielen ausgest
nen Qualen, des Martestodes starb. — Zwei Jahre nach dem
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen