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624 Die Heiligen: Paulus und Antonius, Einsiedler.
Wanderschaft kam er auf einen Berg, an dessen Fuß er eine Felsen-
höhle gewahr wurde, deren Oeffnung er verstopft fand. Die Neu-
gierde trieb ihn an, deren Eingang zu öffnen, um inne zu werden,
wie es in der Höhle aussahe. Er fand einen geräumigen Saal,
welcher offen, aber überwölbt war, mit sich verbreitenden Palmen
eines herrlichen alten Baumes, der vor der Mittagssonne schützte.
Eine lautere Quelle sprudelte aus der Höhle hervor, und ward zum
Bache, der nach einem kurzen Laufe sich in die Tiefe versenkte.
Diesen Ort wählte Paulus sich zum Aufenthalte, und verkannte
nicht die väterliche Fürsorge desjenigen, in dessen Lichte er wandelte.
Er entsagte allen Hoffnungen der Welt, blieb in dieser Einöde, wo
der Palmbaum ihm Kleider mit den Blättern, und Speise mit den
Datteln (seiner Frucht) gewährte, wo er trank aus der lautern Quelle.
Neunzig Jahre lebte er da, von Niemanden gesehen, von Nieman-
den gehört, als nur von Gott. Wie er kurz vor seinem Tode von
dem heiligen Antonius gesunden worden sey, werden wir weiter un-
ten hören.
Um die nämliche Zeit, als Paulus in die ägyptische Einöde
zog, also im Jahre 250, wurde Antonius, dem die Nachwelt den
Beinamen, des Großen, gegeben hat, zu Koman, einem Dorfe in
Oberägyptcn, von edlen und christlichen Eltern geboren, welche ihn
von allem Umgänge abgesondert hielten, so daß er fast nur sie,
und seine viel jüngere Schwester kannte. Aus Furcht vor gefährli-
chem Umgänge mit andern Knaben, ward der Besuch der Schule
u tterlafsen, weßwcgen er aller menschlichen Wissenschaften unkundig
blieb. Gleichwohl zeigte er einen trefflichen Verstand, war folgsam,
fromm, und besuchte fleißig mit seinen Eltern die Kirche. Als Knabe
schon gewöhnte er sich an eine sehr einfache Lebensweise, indem er
Leckereien und andern kindischen Tand verschmähte. Seine Eltern
starben, als er etwa achtzehn oder neunzehn Jahre alt war. Er
nahm sich mit Sorgfalt seiner kleinen Schwester an, und übernahm
die Führung des Hauswesens. Der Tod seiner Eltern hatte ihn in
den Besitz ansehnlicher Güter gesetzt. So hatte er sechs Monate
gelebt, als er einst auf seinem gewöhnlichen Gange zur Kirche über
die Apostel nachdachte, welche Alles verlassen hatten, und Jesu
nachgefolgt waren, und über die Gemeinde der ersten Gläubigen zu
Jerusalem, welche in Gemeinschaft der Güter gelebt hatten. Gott
fügte es, daß eben bei seinem Eintritte in das Haus Gottes die
Worte gelesen wurden, welche Jesus Christus zum reichen Jünglinge
sagte: „Willst du vollkommen seyn, so gehe hin, verkaufe, was du
hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel
haben, und komme, und folge mir nach!« Das Wort des Hcrrn
fiel in fruchtbaren Boden. Nach geendigtem Gottesdienste besorgte
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen