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Am 10. und 17. Jänner. 625
er sein Haus, vertheilte unter seine'Nachbarn im Dorfe sein Feld,
welches dreihundert Morgen Landes in sich faßte, verkaufte seine
fahrende Habe, gab den Ertrag an die Armen, und behielt sich
Weniges vor für seinen und seiner kleinen Schwester Unterhalt.
Als er ein andermal in der Kirche die Worte des Sohnes Gottes
lesen gehört: „Sorget nicht für den morgenden Tag!^ da vertheilte
er sogleich das Wenige, was ihm noch übrig geblieben war, den
Armen, übergab seine kleine Schwester Jungfrauen, die in heiliger
Gemeinschaft lebten, und verließ sein Haus, um sich der Betrach-
tung, der Abtödtung und dem Gebethe in ungestörter Ruhe zu er:
geben. Er nahm seine Wohnung jetzt an einem einsamen Orte,
nicht weit von dem Dorfe, wo er bisher gelebt hatte, nach dem
Beispiele eines gottseligen Greises, der schon zuvor sein heimisches
Dorf verlassen, und unfern desselben sich in die Einsamkeit begeben
hatte. Je eifriger er in den gottseligen Uebungen Tag für Tag
fortschritt, desto schneller ward auch die letzte, die geheimste Neigung
nach dem Irdischen aus seinem Herzen verdrängt. Mit den Uebun-
gen des Geistes verband er Handarbeit, eingedenk der Vorschrift
des Apostels: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." Von dem
Ertrage seiner Arbeit kaufte er das wenige Brod, das er genoß,
und theilte, was übrig blieb, den Armen mit. Manchmal unter-
brach er seine Arbeit, um andere Einsiedler, besonders den vorer-
wähnten Greis zu besuchen, und an ihrer Tugend, an ihrem Glau-
ben, an ihrer Hoffnung, an ihrer Liebe seine Tugend, seinen Glau-
ben, seine Hoffnung, seine Liebe zu entzünden, wie Flammen durch
Mittheilung der Glut sich verstärken. Icdcn Andern höher achtend,
als sich selbst, erfreute er sich der Heiterkeit des Einen, des Eifers
eines Andern, des Glaubens eines Dritten, der Abtödtungen eines
Vierten, je nachdem jedem verliehen war eine besondere Gabe der
entstammten Liebe zu Gott, welche sie Alle beseelte. Sie aber lieb:
ten ihn Alle mit herzlicher Verehrung, und erbauten sich je mehr
und mehr an ihm.
Antonius ward von großen und mannigfaltigen Versuchungen
gequält, und von Zweifeln über die Lebensart, die er erwählt, von
Gedanken des Stolzes, von heftigen Angriffen der Gelüste des Flei-
sches. Er bekämpfte diese Feinde durch Arbeit, durch Fasten, durch
Wachen, durch Betrachtung und Gebeth. Nach einiger Zeit verließ
er seine einsame Wohnung, zog sich zurück in Grabhöhlen, wclche
im Morgenlande geräumig sind, und wählte sich eine derselben zum
Aufenthalte, den er nur einem Freunde anvertraute, der ihm täglich
seine dürftige Nahrung brachte. Er aß nur Einmal des Tages
nach Sonnenuntergang; manchmal blieb er zwei, auch drei Tage
ohne Speise. Oft brachte er die Nächte wachend zu, und schlief
Band. 4l)
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen