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626 Die Heiligen: Paulus und Antonius, Einsiedler.
er, so lag er auf dem harten Boden, oder auf Binsen, oder auf
seinem härenen Gewände. Auch hier mußte er Anfechtungen vom
böftn Geistern, ja deren thätige Wuth empfinden, weil er jene
besiegte. So berichtet uns ausdrücklich der heilige Athanasius, dessen
Zeugniß nicht bezweifelt werden darf, von Christen am wenigsten,
die aus dem Evangelium wissen, daß der Feind Gottes und der
Menschen den Sohn Gottes in der Wüste versucht habe. Hat er
sich dessen gegen den Herrn erkühnt, so konnte er durch dessen Zu:
lassung auch seine Knechte versuchen. So wie Gott zur Prüfung
und Heiligung des Job dem bösen Feinde die Erlaubniß gegeben,
ihn mit der Plage grauenvoller Krankheit zu schlagen, so geschah es
durch seine Zulassung, daß Antonius durch dessen feindliche Macht in
einer Nacht schrecklich mit Streichen mißhandelt wurde. Als am
Morgen des folgenden Tages sein Freund, wie gewöhnlich kam, ihm
Speise zu bringen, fand cr ihn, wie todt liegen, hielt ihn für todt,
und trug ihn in die Kirche des nächsten Fleckens, wo bald verschie-
dene seiner Verwandten und Nachbarn sich um die vermeinte Leiche
versammelten, und rings um hinsaßen. Um Mitternacht kam An-
tonius zu sich, sah sie alle schlafen, ausgenommen den Freund,
winkte diesem, und ließ sich von ihm wieder hintragen in seine
Höhle, wo cr allein blieb, und sich kraftlos am Leibe, aber stark
im Geiste hinlegte. Bald wurde er wieder heimgesucht von bösen
Geistern, die in mancherlei Thiergestaltcn ihn umgaben, und ihn
wüthend anfielen. Er aber achtete ihrer nicht, fest vertrauend auf
Herrn, und auf das Zeichen des heiligen Kreuzes. Auf einmal fiel
ein heller Strahl durch's Gewölbe der Höhle, und die Teufel ver-
schwanden. ?, Wo warst du bis jetzt, mein Jesus'?" rief Antonius,
„daß du mir nicht halfest?'' Durch eine Stimme antwortete ihm
der Herr: Er sey bei ihm gewesen, sey Zeuge gewesen seines
Kampfes, werde nimmer ihn verlassen. Antonius richtete sich auf,
bethete, und fühlte sich kräftiger, als er vor dem Anfalle der bösen
Geister gewesen war. Dieses geschah, als er 35 Jahre alt war,
und 15 Jahre das Einsiedlerleben geführt hatte, im Jahre 285.
Er beschloß nun, ohne Zweifel auf Eingebung Gottes, in die
Wüste hinein zu dringen, theilte diesen Vorsatz seinem geliebten Grei-
sen mit, und lud ihn ein, zur gemeinschaftlichen Ausführung dessel-
ben. Dieser aber entschuldigte sich mit seinem Alter, auch befrem-
dete ihn das Ungewöhnliche der Sache. Antonius machte sich allein
aus den Weg, fuhr über den Ni l , und zog in eine Wüste, wo er
im Gebirge am rothen Meere die Trümmer eines Pallastes fand,
der eine Behausung von Schlangen geworden war, die aber, weil
Gott es wollte, ihm die Wohnung räumten. Hier lebte er noch
mehr abgesondert von den Menschen, und nährte sich von l)
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen