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Am 10. und l7. Jänner. t)27
Brode; denn nur von sechs Monaten zu sechs Monaten wurde es
ihm gebracht, und über die Mauer geworfen. Auch hier suchten die
bösen Geister ihn in seiner Beharrlichkeit wankend zu machen; aber
umsonst. Er ward von Zeit zu Zeit von Freunden besucht, mit
denen er sich durch die Mauer, ungesehen von ihnen, und sie nicht
sehend, unterhielt; die oft, wenn sie kamen, ihn Psalmen singen
hörten. Auf diese Weise lebte er zwanzig Jahre, nämlich bis zum
Jahre 305.
Zu dieser Zeit glaubte er dem dringenden Flehen seiner Freunde
und vieler anderer Menschen, welche Unterricht, Rath oder Trost bei
ihm suchten, nachgeben zu müssen, und trat unter sie hervor. Er
war nun 55 Jahre alt. Man wunderte sich, ihn weder durch die
Jahre, noch durch die-abtödtende Lebensweise, noch durch die Ent-
wöhnung vom Umgänge mit Menschen, sehr verändert zu finden.
Sein Wesen war zwanglos, heiter und freundlich. Da er ohne
Eigenliebe war, nicht Rücksicht auf sich selbst nahm, so machten ihn
die vielen und lauten Ehrenerwcisungcn weder eitel noch schüchtern.
Weiser Rath, Trost, Lob Gottes flössen aus seinem Munde. Nach
Gottes Rathschlusse sollte er jetzt ein Prediger in der Wüste werden.
Seine Weisheit, seine Milde, sein Beispiel, endlich die Wunder,
welche die Kraft Gottes an Kranken, an Besessenen, und bei ver-
schiedenen besondern Gelegenheiten, durch ihn wirkte, und mehr als
Alles, der Segen Gottes, dessen Werkzeug er war, führte ihm im-
mer wachsende Schaaren von Zuhörern herbei, von denen Wiele seine
Jünger wurden, welche, wie er. Allem entsagten, in Betrachtung,
in Arbeit, in Gebeth, in Abtödtung und in Lobgcsang die Tage
und viele Nächte hinbrachten. Indem er sich jetzt mit der Seelen-
führung Anderer beschäftigte, versäumte er nicht seine eigene Seele.
So viel Zeit ihm übrig blieb, brachte er im Gebethe zu, oder in
der Arbeit, indem er Matten von Binsen flocht, ein Geschäft, wel-
ches ihn vom sprachlosen, innern Gebethe nicht abzog. Auch baute
er manchmal das Land feines Gartens zu einigem Gemüse. Die
Zahl derjenigen, welche von den Predigten des heiligen Antonius
gerührt, und durch sein Beispiel zur Wahl gleicher Lebensweise hin-
gerissen wurden, wurde nach und nach erstaunlich groß. Einige sei-
ner Jünger blieben in der Wüste des Gebirges am rothen Meere,
andere an der linken Seite des Stroms hin, gegen den See Möris,
unfern von Arsinoe, welches auch die Krokodilenstadt genannt wird.
Das eingezogene Leben des heiligen Antonius hinderte ihn nicht,
den lebendigsten Antheil zu nehmen an der in der Welt zerstreuten,
und den Gefahren der Welt ausgesetzten Kirche Jesu Christi. Als
er von der Verfolgung hörte, die auf Maximins Befehl im Jahre
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen