Seite - 632 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 632 -
Text der Seite - 632 -
iligcn: Paulus und Antonius, Einsiedler.
umgeben von seligen Geistern, gen Himmel fahren sah. Er warf
sich auf die Erde, und streute Sand auf sein Haupt. Doch richtete
er sich balo wieder auf, verdoppelte seine Schritte, und kam in die
Höhle des abgeschiedenen Freundes. Er fand die Leiche knieeno mit
erhobenem Haupte und mit gen Himmel gerichteten Armen. Diese
nicht natürliche Stellung eines Todten machten ihn, der Erscheinung
ungeachtet, so irre, daß er ihn noch lebend glaubte, neben ihn hin:
knieete und bethete. Da er aber keinen Seufzer, wie sie dem be:
thendcn Paulus sonst entfuhren, bemerkte, ward er überzeugt von
dessen Tode, siel ihm um den Hals, und gab ihm den letzten Kuß.
Dann trug er die Leiche aus der Höhle, und sang dabei, nach dem
Gebrauche der heiligen Kirche, Hymnen und Psalmen. Als er aber
das Grab machen wollte, fehlte es ihm an einem Werkzeuge. Groß
war seine Verlegenheit. Indem cr hin und her sann, sandte Gott
zwei Löwen. Schrecken ergriff den Antonius, cr erhob das Herz
zu Gott. Aber die Löwen naheten sich der Leiche, legten sich ihr
zu Füßen, schmeichelten mit den Schwänzen, brüllten kläglich, als
bejammerten sie des Heiligen Tod. Darauf kratzten sie mit den
Tatzen den Sand auf, so viel es bedürfte, die Leiche zu bewahren,
naheten sich dann traulich dem Antonius, spielten mit den Ohren,
senkten die Köpfe, leckten ihm Hände und Füße. Ihm war, als
bäten sie um seinen Segen. Er wandte sich zu Jesu Christo mit
diesen Worten: »Herr! ohne dessen Willen kein Vogel stirbt, kein
Blatt vom Baume fällt, gib diesen Löwen, was du weißt, daß ihnen
gut sey!" Nun winkte er ihnen, sie verließen ihn; er aber legte
die, in den Mantel des heiligen Athanasius gehüllte Leiche in die
Grube, und bedeckte sie mit Sand. Dann kehrte cr zurück, und
nahm mit sich das Gewand, welches Paulus aus Fasern und Palm-
blättern sich gemacht hatte. Er erzählte seinen Jüngern, was gc-
schehe.l war, und trug hinfüro dieses Kleid bei der Feier des Oster-
und Pfingstfestes.
Nährend der letzten zwei Jahre seines Lebens ist der heilige
Antonius auf Bitte des heiligen Alhanasius, anderer Bischöfe jener
Gegend, und aller Rechtgläubigen in Alerandrien von seinem Berge
herabgestiegen, und noch einmal in die große Stadt gegangen, wo
cr die Gemeinde Gottes im wahren Glauben an die ewige Gottheit
des Sohnes Gottes durch die Gnade Gottes bekräftigte. Die Er.-
scheinung dieses Mannes brachte große Wirkungen hervor. Die
Heiden, selbst die Götzenpricster liefen herbei, den Mann Gottes zu
sehen, durch den Gott so wunderbar wirkte. Heiden freuten sich,
sein Gewand zu berühren, und nannten ihn den Mann Gottes.
Im Menschcngewimmcl der volkreichen Stadt, wie in seiner Wüste,
war Antonius immer heiter, weil er erfüllt mit dem Frieden Gottes
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen