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Am 10, und 17. Jänner. 623
war, immer ohne Zwang, denn „wo der Geist des Herrn ist, da
ist Freiheit." (2. Korinth. 3, 17.) In der Kraft des Geistes
Gottes gewann er Jesu Christo viele Anhänger; ja Athanasius ver-
sichert, Antoniutz habe während der wenigen Tage seines Aufenthal-
tes in Alerandricn mehr Heiden zum Christenthume bekehrt, als
sonst in einem ganzen Jahre daselbst bekehrt worden seyen. Als er
sich aufmachte zur Heimkehr, begleitet von Athanasius, und von den
Gläubigen, und als sie an das Thor der Stadt kamen, rief hinter
ihnen ein Weib: „Verweile, Mann Gottes! meine Tochter wird von
einem Teufel übel geplagt!" Sie blieben stehen, das Weib trat
naher hinzu mit ihrer Tochter, welche vor ihren Augen vom Teufel
auf den Boden geworfen wurde. Antonius bethete, nannte den
Namen Christi, und gesund stand das Mädchen auf. In der Ueber-
zeugung, daß er bald sterben werde, besuchte er noch die von ihm
gestifteten Klöster. Seine Brüder baten ihn sehr, bei ihnen zu ster-
ben. Er aber weigerte sich dessen aus verschiedenen Gründen, über
die er sich nicht erklärte, vorzüglich aber aus Furcht, daß sein Leib
nach ägyptischem Gebrauche cinbalsamirt, und über der Erde bewahrt
werden möchte. Er zog sich zurück in seine Einöde des Berges,
wo nur zwei seiner Jünger, der heilige Macarius und Amathas, bei
ihm waren, die seines hohen Alters wegen ihn beständig pflegten.
Bald nachdem er seine stille Wohnung wieder bezogen hatte,
ward er krank; da sagte er zu diesen beiden: „Ich gehe, wie ge-
schrieben steht, den Weg der Vater. Ich sehe, daß ich vom Herrn
gerufen werde. Seyd wachsam, verlieret nicht die Frucht eucrer
vieljährigcn Uebungen. Ihr kennet die Nachstellungen des bösen
Feindes, ihr wisset, wie grimmig er ist, aber wie schwach seine
Kraft. Fürchtet ihn nicht! Bleibet fest an Christus, aus Ihn ver-
trauet, und bethet als solche, die jeden Tag sterben können!" Er
warnte sie vor dem Umgänge mit denen, die sich durch Spaltung
von der Kirche getrennt hatten, am meisten vor dem Umgänge mit
den Arianern. „Vor allem," sprach er, „strebet darnach, dem Herrn
anzuhangen, dann auch den Heiligen, auf daß sie nach dem Ende
euch aufnehmen in die ewigen Hütten, als cuere Freunde und Be-
kannte." Er empfahl ihnen sehr, nicht zuzugeben, daß seine Leiche
nach Aegypten gebracht werde, sondern sie zu begraben, und das
Geheimniß seiner Ruhestätte zu bewahren. Fernir sagte er: „Meine
Kleider vertheilet also, den einen Schafpelz gebt dem Bischöfe Atha-
nasius sammt dem Mantel, auf dem ich zu schlafen pflegte, den er
mir schenkte, als er neu war, den ich ihm aber veraltet wieder gebe.
Dem Bischöfe Serapion gedt den andern Schafpelz; das härene
Gewand, und was sonst noch vorhanden ist, behaltet ihr. Uebri-
gens, Kinder! lebet wohl!" Sie küßten ihn; er streckte die Füße
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen