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Am 21. Oktober. 637
alt war, sich den Augen der Welt zu entziehen, und nach
zu reisen, wo er hoffte von Niemanden erkannt zu werden. Seine
Jünger aber, ja auch das Volk hinderten ihn an Ausführung dieses
Vorhabens zwei Jahre lang, worauf er endlich erklärte, daß er
nicht mehr effcn würde, bis sie ihn ziehen ließsn; auch sieben Tage
ohne Speise zu nehmen blieb. Da ließen sie ihn ziehen. Er nahm
vierzig Mönch mit sich, besuchte in Aegypten einige von dem aria?
nisch gesinnten Kaiser Constantius verbannte Bischöfe, und bezog den
Berg des vor Kurzem verstorbenen heiligen Antonius, wo er mit
vieler Rührung dessen Lag.'rstätte, viele Spuren seiner Arbeiten, und
die Stellen, wo er zu bethen, zu arbeiten, zu singen gepflegt hatte,
sich von den Jüngern des seligen Greisen zeigen ließ. Von dort
aus begab er sich in eine Wüste, nahe bei der ägyptischen Stadt
Aphrodite. Nur zwei seiner Jünger durften ihn dahin begleiten.
Hier übte er noch mehr, als zuvor, die strenge Lebensweise. Er
sagte selbst, daß er erst da angefangen habe, Christo ganz zu die-
nen. Schon drei Jahre hatte es in dieser Gegend nicht geregnet.
Die Erde war ganz ausgetrocknet, und alles Gewächs verdorret.
Die Einwohner schrieben dieses dem Tode des heiligen Antonius zu,
und sagten, daß selbst die Elemente denselben betrauern. Schaaren-
weise kamen sie zu Hilarion, und klagten ihm die große Noth. Er
hob seine Hände gen Himmel, flehte zu Gott, und in kurzer Zeit
ward das lechzende Eroreich durch reichlichen Regen erquickt. Darauf
folgte aber eine andere Plage, welche nicht weniger groß, alö die
vorige war. Es zeigten sich unzählige Schlangen, und andere gif-
tige Insekten, von denen Menschen und Thiere gebiffen wurden. In
der Bestreichung mit einem Oele, welches Hilarion gesegnet hatte,
fanden sie Rettung von eben so schnellem als schmerzlichem Tode.
Auch hier empfing Hilarion große Ehrenbezeigungen, die ihm endlich
lästig wurden. Er ging deßwegen nach Alexandrien, um von dort
in die große Wüste, welche zwischen Obcrthcbais und der großen
Oase liegt, zu ziehen. Zu Bruchium, dem Haftn von Alerandricn,
erfuhr er, daß die Heiden von Gaza von dem Kaiser Julian die
Erlaubniß erhalten hatten, ihn zu ergreifen, wo sie ihn fänden, und
zu todten. Gehorsam dem Worte Christi, der seinen Jüngern anbe-
fiehlt, sich der Verfolgung durch Flucht zu entziehen, eilte er desto
mehr, jene Wüste zu erreichen, wo er ein Jahr blieb. Als Julian
gestorben war, schiffte er nach Sicilien, wo er sich mit Aufsammeln
von Reisern ernährte, die er verkaufte. Dem Schiffspatron hatte
er die heilige Schrift, die cr in jüngern Jahren mit eigener Hand
abgeschrieben hatte, als Lohn für die Uebcrfahrt gegeben. Auch in
Sicilicn ward er bald als Wundcrthäter bekannt und verehrt; er
schiffte daher nach Epidaurus in Dalmatien (dem jetzigen Ragusa),
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen