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Am 14. Mai. 643
er den jungen Mann herzlich liebte, und deßwegen nicht gerne ihn
verlieren wollte. Er begleitete ihn nach Tabenna, half ihm eine
kleine Hütte aufrichten, und ging dann in seine Einsiedelei zurück,
nachdem beide einander versprochen, sich gegenseitig zu besuchen, wel-
ches sie auch thaten, bis Palämon gleichsam in den Armen des Pa-
chomius starb, der ihn begrub. Die katholische Kirche zählt den
Palämon den Heiligen bei, und begeht dessen jährliche Gedächtniß
am 11.
Schon um das Jahr 325 gründete Pachomius die Gesellschaft
der Ordensgeistlichen zu Tabenna in der Thebais. Er gab seinen
geistlichen Kindern eine bestimmte Richtschnur, welcher sich alle un-
terwarfen, so wie nach diesem Beispiele alle folgenden Ordcnsgcsell-
schaften nach einer Regel ihres Stifters lebten. Außer der Ordens-
gescllschaft zu Tabcnna errichtete Pachomius noch acht andere in der
Thebais, welche alle ihn als ihren geistlichen Vater verehrten, sich
von ihm leiten ließen, und ihn Abbas nannten, welches in der syri-
schen Sprache Vater heißt, woher auch das Wort Abt entstanden
ist. So lange die Zahl der Jünger des Pachomius noch klein war,
übernahm er selbst, ganz allein, alle äußeren Geschäfte, besorgte den
dürftigen Tisch, säete, pflanzte und begoß die Kräuter in dem Gar-
ten, versah das Amt des Pförtners, pflegte die Kranken bei Tag
und bei Nacht, machte sich gleichsam zum Knechte von allen, auf
daß sie desto ungestörter den geistlichen Uebungen obliegen möchten,
und handelte also nach dem Beispiele des Herrn, der seinen Jün-
gern die Füße wusch, und der da sagte: »Der Größte unter euch
soll seyn, wie der Geringste, und der Vornehmste, wie der Diener."
Die Mühseligkeiten, die er übernahm, erregten das Mitleid seiner
Jünger, die ihn manchmal baten, einen Theil der Arbeit auf sie zu
legen, welches er aber ausschlug, und sich mit einem Thiere verglich,
das ein Rad der Mühle treibt. Doch tröstete er sie mit der Hoff-
nung, daß er bei zunehmender Zahl der Brüder ihrer Hilfe sich be-
dienen würde. Diese Beschäftigungen hielten ihn nicht ab von thä-
tiger Beherzigung des bedauerungswürdigen Zustandes verschiedener
Hirten in dieser Gegend, welche ohne Unterricht und ohne Gebrauch
der heiligen Sakramente in der Wüste mit ihren besser gepflegten
Heerden herumirrten. Er legte diese Leute dem Serapion, Bischöfe
zu Tentyra, an's Herz, und es ward eine Kirche in der Wüste ge-
baut, wo die Hirten am Sonnabende und am Sonntage zum Got-
tesdienste sich versammelten. Er selbst ertheilte Unterricht in der
heiligen Lehre, und dieser ward von Gott so gesegnet, daß ver-
schiedene Heiden, die ihn angehört hatten, sich zum Christenthume
bekehrten.
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen