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664 Der heilige Grcgorius, und die heilige Nonna.
dcte so viel an die Armen, daß sie davon bedeutende Schätze hatte
zurücklegen können; allein angstliches Sparen und Zurücklegen für
die Zukunft war ihre Sache nicht. Sie war Mutter und Schützcrin
der Wittwen und Waisen, und in hohem Grade besaß sie die Gabe
die Betrübten zu trösten, und ihre Thränen zu trocknen. Mit der
Freigebigkeit verband sie aber auch die Klugheit; denn vor Allem
suchte sie diejenigen zu unterstützen, deren Bedürfnisse am größte»
waren; allen andern zog sie aber, nach der Lehre des Apostels, die
armen Verwandten vor.
Nonna besaß die seltene Kunst, die emsigste Sorge für das
Hauswesen, mit der Uebung einer wahren und gründlichen Gottse-
ligkeit zu verbinden. Sie erfüllte alle jene Pflichten, welche Salo-
mon einer weisen Haushälterin vorschreibt. (Sprichw. 3 l , 10—3(1.)
Die Angelegenheiten des Hauses besorgte sie mit einer Emsigkeit
und Sorgfalt, daß man glauben möchte, dieß wäre ihr einziges
Geschäft. Zur nämlichen Zeit lag sie aber auch den göttlichen Din-
gen mit einem solchen Ernste ob, daß es schien, sie habe keine an-
dere Beschäftigung und keine andere Angelegenheit, die sie dabei
stören könnte. So verschiedene Verrichtungen standen einander nicht
im Geringsten im Wege, vielmehr gewannen sie wechselweise, und
gingen nur um so viel besser von Statten; denn bei allem, was sie
that, suchte sie nur Gott zu gefallen. Das erste Geschäft, mit dem
sie den Tag ansing, war das Gebeth, dem sie auch alle Augenblicke
widmete, die ihr von ihren Hausarbeiten übrig blieben. Sie war
eine große Betherin, und da sie an sich selbst große und auffallende
Gebethscrhörungcn erfahren hatte, so war es ihr zur Gewohnheit
geworden, auch unter dem Drucke der schwersten Leiden ihr Gebeth
mit Danksagung anzufangen. Ihre Thränen hörten auf zu fließen,
so bald sie ihre Augen mit dem heil. Kreuze bezeichnete. Wenn sie
in Trauer war, so legte sie die Zeichen derselben an Feiertagen ab,
weil, wie sie sagte, die gottliebende Seele Gott jede menschliche
Empfindung unterwerfen muß. Gregor und Nonna hatten drei
Kinder, zwei Söhne, Lasarius und Gregor, und eine Tochter,
Gorgonia, welche das älteste gewesen zu seyn scheint. Der Erzie-
hung dieser Kinder widmeten die gottesfürchtigen Aeltern die größte
und zärtlichste Sorge, die auch mit dem herrlichste Erfolge gekrönt
wurde, wie wir sogleich aus den Lebensbeschreibungen derselben ver-
nehmen werden. Alle drei werden in der Zahl der Heiligen verehrt.
Nonna hatte bereits ein hohes Alter erreicht, und dabei immer
eine gute Gesundheit genossen, als sie auf einmal von sehr heftigen
Schmerzen ergriffen wurde, wozu noch ein Eckcl vor allen Speisen
kam, der durch kein Mittel gehoben werden konnte. Da kam ihr
einmal nächtlicher Weile im Traume vor, als sähe sie ihren Sohn
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen