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gefordert ward, oder der Wohlstand es erforderte. Immer war
ihre Rede mit dem Salze der Weisheit gewürzt. Eitle Gespräche,
und unnütze Unterhaltungen waren ihr zum Abscheu. Mit großer
Vorsicht bewahrte sie ihre Sinne, vorzüglich die Augen, weil sie
sehr besorgt war, nie etwas zu sehen, was eine unerlaubte Neigung
in ihrem Herzen hätte aufwecken können. Ihr angelegenstes Ge-
schäft war das Gebeth, die Lesung der heiligen Schriften. Darauf
verwendete sie alle Zeit, die von den häuslichen Geschäften ihr übrig
blieb. Tief war ihrem Gemüthe die Wahrheit eingeprägt, daß der
Mensch auf dieser Erde ein Fremdling sey und ein Wanderer, dessen
Blick immer auf sein wahres Vaterland gerichtet seyn muffe, auf das
himmlische Jerusalem, dessen Bewohner unsere Mitbürger sind, in deren
Gemeinschaft wir, nach dem kurzen Erdenlcbcn, Gott ewig zu lieben,
zu loben und zu preisen hoffen dürfen. In allem unterwarf sie sich
dem Willen Gottes, und überließ sich willig seiner väterlichen Füh-
rung. Verachtung der Eitelkeit und der Kleiderpracht, Eingezogen-
heit und Sittsamkeit, Einsamkeit und Stillschweigen, Bewahrung
der Sinne, Umgang mit Gott im Gebethe und in Lesung geistli-
cher Bücher, stetes Andenken an den Himmel und an die Ewigkeit
sind die wirksamsten Mittel, den köstlichen Schatz der Unschuld zu
bewahren.
Es war mehr der Wille der Eltern, als eigene Neigung, daß
Gorgonia sich verehelichte, mit einem reichen und vornehmen Jüng-
linge , dessen Namen uns nicht bekannt ist. Der neue Stand ver-
änderte nicht ihre heilige Gesinnung, und nicht ihren gottseligen
Wandel. Mit zärtlicher Liebe hing sie ihrem Ehegemahle an, den
sie als ihren Herrn verehrte; dadurch ward das größte Glück des
ehelichen Lebens, Friede und Eintracht, fortwährend erhalten. Ob-
gleich sie durch die Verehclichung in äußerliche, glänzende Umstände
versetzt war, so herrschte doch in ihrem ganzen Wandel tiefe De-
muth und anmaßungslose Bescheidenheit, liebenswürdige Sanftmuth,
und sittsame Eingezogenheit, so daß sie allgemein für ein vollkom-
menes Vorbild christlicher Frauen angesehen wurde. Gott segnete
ihre Ehe mit Kindern, die sie erzog in der Furcht des Herrn, und
sorgfältig unterrichtete in den Lehren und Grundsätzen der christlichen
Religion. Sie war eine weise Haushälterin, deren Wandel himm-
lisch, und deren Herz voll Liebe war. Ausgezeichnet war Gorgonia,
wie ihre Mutter Nonna, durch herzliches Mitleiden und durch große
Wohlthätigkeit gegen die Armen, Betrübten und Nothleidenden. Sie
war, wie Grcgorius sich ausdrückt, das Licht der Blinden, der Stab
der Lahmen, die Mutter der Waisen, die Ernährerin der Wittwen,
die Zuflucht der Elenden. Ihr Gemahl, wohlthätig gesinnt, ließ
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen