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Am 9. Dezember. 667
ihr völlige Freiheit, Werke der Barmherzigkeit und der Liebe auszu-
üben nach ihrem Gutdünken, und nach der Neigung ihres liebevollen
Herzens. Daher stand ihr Haus auch immer den Armen offen;
war der Zufluchtsort der Elenden und Bedrängten. Sie hatten
mehrere Kinder, darum war sie aber nicht weniger freigebig gegen
die Dürftigen; weil sie der Ueberzeugung lebte, daß der Schutz des
Herrn, den sie ihren Kindern durch ihre Wohlthätigkeit verschaffen
würde, und die Nachahmung der Tugenden und guten Werke, wo:
von sie ihnen so schöne Beispiele gab, ihnen mehr, als die reichste
Erbschaft nützen werde. Bei all dem war sie sehr sorgfältig, ihre
Tugenden und guten Werke vor den Augen der Menschen zu verber-
gen , weil sie sich nicht Menschenlob, sondern Gottes Wohlgefallen
zum einzigen Ziele derselben gesetzt hatte.
Wir würden indessen sehr irren, wenn wir glaubten, die heilige
Gorgonia habe von zu großer Anhänglichkeit an dieses irdische Le-
ben ihr Herz fesseln lassen. Ihr Gemahl war noch nicht getauft,
wie dann in jenen Zeiten von vielen auch guten Menschen der Em-
pfang der heiligen Taufe auf spätere Jahre hinaus verschoben wurde.
Sie wollte den Trost haben, denselben bei ihren Lebzeiten noch durch
die Gnade der Wiedergeburt gehciliget zu sehrn. Der Gemahl ward
getauft, und jetzt wünschte sie von den Banden des irdischen Lebens
aufgelöst, und mit Christus vereiniget zu werden. Gott würdigte
sich, das Verlangen seiner Dienerin zu erfüllen, und offenbarte ihr
auch den Tag, an welchem sie aus diesem Thale der Thränen in
die Freuden des Himmels hinübergehen würde. Sie wurde befallen
von einer Krankheit, die sie mit Lobpreisung aus Gottes Hand an-
nahm, und mit freudiger Geduld ertrug. Sie tröstete ihren beküm-
merten Mann, und die jammernden Kinder, und sprach mit großer
Ruhe und Gegenwart des Geistes Worte des Heils an ihr Herz.
Auf die Nachricht von der Gefahr, in der sie sich befand, eilten ihre
hochbctagte Mutter und ihr Bruder Gregorius herbei. Auch sie wa-
ren Augenzeugen von der gottseligen Gesinnung, die aus allen ihren
Reden und Handlungen hervorleuchteten, bis auf die letzten Augen-
blicke ihres Lebens, da sie nicht mehr zu reden im Stande war.
Doch bemerkten sie noch immer deutlich, wie sie Stellen aus jenen
Psalmen in der Stille wiederholte, welche die Begierde einer Seele
nach der Anschauung Gottes, und nach der ewigen Seligkeit aus-
drücken, zu der sie endlich um das Jahr 372 hinging an eben dem
Tage, an dem die Kirche ihre jährliche Gedächtniß feiert. —
„Geliebte, ich bitte euch als Fremdlinge und Wanderer, ent-
haltet euch von den fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele strci-
en. Führet allzeit einen ehrbaren Wandel unter den Heiden, da-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen