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Am 2. Mai. 687
als Friedensstifter und als vollkommenes Muster der Gottseligkeit
stiftete, und nicht weniger groß die Hochschätzung, das Vertrauen
und die bliebe, die er sich dadurch bei allen Rechtgläubigen erwarb.
Die Ruhe dauerte aber nicht lange. Die arianische Partei erkühnte
sich wieder beim Kaiser, der sich von einigen Anhängern derselben,
und von Männern seiner Umgebung, die diese für sich gewonnen
hatten, zu sehr leiten ließ, ihn zu verleumden. Constantin ließ sich
bethören, in eine Versammlung von Bischöfen zu willigen, welche
die neuerdings vorgebrachten Anklagen untersuchen sollten. Die Wer:
sammlung ward in Cä'sarea gehalten, bestand aber größtentheils aus
Ariancrn, wcßwcgcn Athanasius sich weigerte, vor derselben sich zu
stellen. Im Jahre 335 wurde von dem Kaiser eine Versammlung
nach Tyrus berufen. Auch bei dieser bestand der größte Theil der
Bischöse aus Arianern, und sie wurde auf ungebührliche und sehr
gewaltsame Weise geleitet von einem kaiserlichen Abgeordneten, wel-
cher den Arianern günstig, dem Athanasius dagegen sehr abhold
war. Der Patriarch wollte anfänglich auch bei dieser Versammlung
nicht erscheinen. Als aber seine Feinde einen ausdrücklichen und
harten Befehl des Kaisers an ihn erwirkten, so glaubte er gehorchen
zu müssen und kam nach Tyrus. Neun und vierzig ägyptische Bi-
schöfe begleiteten ihren großen, hochverehrten Patriarchen. Mit ru-
higem Muthe trat Athanasius in die Versammlung, denn er war
seiner Unschuld sich bewußt. Seine Feinde schämten sich nicht, die
lügenhafte Beschuldigung von der Ermordung des Arsenius wieder
hervorzubringen, und die einbalsamirte Hand zu zeigen. Arsenius,
jetzt ein aufrichtiger Verehrer des Athanasius, war heimlich nach
Tyrus gekommen, um als Zeuge seines eigenen Lebens und der Un-
schuld des Patriarchen aufzutreten, und geradezu zu diesem gegan-
gen, der ihn in seiner Wohnung verborgen hielt. In öffentlicher
Versammlung fragte Athanasius, ob jemand der Anwesenden den
Arsenius kenne? Da nun Einige die Frage bejahten, ließ er den-
selben herbeikommen. Er hatte beide Arme unter dem Mantel ver-
borgen. „Ist dieß" fragte er, „der Mann, den ich soll ermordet
haben?" Darauf hob er den Mantel des Arsenius zuerst von der
einen, dann von der andern Seite weg, zeigte erst dessen eine, dann
die andere Hand, und sagte: „Mehr als zwei Hände hat Gott den
Menschen nicht gegeben!" Seine Ankläger geriethen in blinde
Wuth, schrieen, er sey ein böser Zauberer, stürmten so auf ihn ein,
daß der Statthalter ihn ihren Fäusten entreißen, und in Sicherheit
bringen ließ. Nicht vergessen wurden von den Arianern die Be-
schuldigungen wegen dem verbrochenen Kelch, wegen den verbrannten
Büchern, und wegen der Eindrängung des Athanasius zum bischöf:
lichcn Amte durch List und Gewalt. Aber auch diese Verleumdun-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen