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694 Der heilige Athanasius, Bischof und Bekenne.
saß, zu umringen. Diesen baten dic Priester und das Volk, sich
zu retten; er aber bezeugte, daß er nicht gehen würde, bis sie alle
zuvor sich gerettet hatten. Indessen mißhandelten die Soldaten das
Volk, von dem einige im Gedränge zertreten wurden. Athanasius
ward vom Stuhle gestoßen, und auf der Erde geschleift. Er blieb
eine Weile ohnmächtig liegen. Man sah es als ein Wunder an,
daß er nicht zerrissen worden. Einige Mönche und Geistliche der
Kirche zogen ihn heraus. Es wurden Diakonen in der Kirche mit
Schlagen mißhandelt, andere eingesperrt, viele Gläubige ermordet,
und ihre Leichen in verborgene Orte hineingeworfen. Athanasius
hielt sich einige Zeit in Alcxandrien verborgen, und nahm dann seine
Zuflucht zu seinen geliebten Einsiedlern in Aegypten. Die Ariancr
und die Heiden fuhren fort, den grausamsten Muthwillen gegen die
Katholiken zu verüben, und wurden dazu angefeuert von Gregor,
dem rohen und grausamen Manne, der an dic Stelle des Athana-
sius auf den Patriarchenstuhl gesetzt ward. Während seines Aufent-
haltes in der Wüste hat er viele Schriften verfaßt, welche alle voll
des Geistes, voll der Kraft, und des Lichtes sind. Jesus Christus
war das einzige Ziel aller seiner Schriften, sowie seiner Reden und
Thaten. Ein frommer Einsiedler sagte mit Recht: „Findest du
etwas, so Athanasius geschrieben hat, flugs schreib es auf ein Pa-
pier! Und hast du kein Papier, so schreib es auf dein Gewand."
Im Jahre 362 kehrte der große Patriarch aus der Verbannung zu
seiner alexandrinischen Kirche wieder zurück. Der heilige Gregor von
Nazianz beschreibt in einer Rede den Einzug des großen Mannes,
der auf einem Esel reitend, von seiner Gemeinde, die freudenvoll
ihm entgegenströmte, mit lautem Frohlocken empfangen wurde. Die
ganze Stadt nahm Theil an der Heimkehr des heiligen Bischofs,
den auch die Heiden ehrten, den alle, welches Glaubens sie seyn
mochten, als einen Vater liebten. Die Stadt ward mehrere Tage
nach einander beleuchtet; man versammelte sich zu frohen Mahlen;
jeder Stand, jedes Geschlecht, jedes Alter feierte die seit sechs Jah-
ren mit größter Sehnsucht gewünschte Rückkehr des Athanasius. Er
waro sogleich wieder in den Besitz aller Kirchen gesetzt, welche die
Ariancr den Katholiken entrissen hatten. Manchen flößte die Rück-
kehr des kraftvollen Eiferers Besorgnisse ein: Er aber bewies ihnen
schonende Liebe, wodurch er ihre vertrauensvolle Gegenliebe gewann.
Sowie er allen, die ihn beleidiget hatten, verzieh, und mit erneuer-
tem Vertrauen sie an sich band, so schlichtete er auch die Zwiste
zwischen Uneinigen, ohne je eines andern Vermittlers zu bedürfen.
Das Licht der lautern Lehre flammte nun wieder helle auf dem
Leuchter von Alerandrien, und von allen diesem Sitze untergeordne-
ten Kirchen. Athanasius gewann die Herzen Aller. Er berief ein
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen