Seite - 701 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 14. Juni. 70l
Als der Kaiser ankam, ging Modestus ihm entgegen, und stattete
ihm Bericht ab von der Standhaftigkeit des Basilius. Valens be:
schloß einen neuen Sturm auf ihn. In seiner, des Modestus und
einiger Anderer Gegenwart sollte Demostcnes, der Oberküchenmcister
des Kaisers, einen Religionsstreit mit dem Bischöfe führen. Dieser
redselige Höfling ward von Basilius leicht überwunden, und tief be-
schämt, indem dieser ihn erinnerte, daß er wohl besser zur Beurthei-
lung der Speisen, als der heiligen Lehre geeignet wäre. Nach eini-
ger Zeit wagte Modestus einen dritten Versuch; aber umsonst. Da
ging er zum Kaiser und sprach: „Dieser Mann ist über alle Dro-
hungen erhaben, unüberwindlich, nicht zu erschüttern. Andere mö-
gen in Furcht gejagt, er muß mit Gewalt von seinem Sitze versto-
ßen werden." Allein Nalens konnte nicht länger dem Muthe des
Basilius seine Ehrfurcht versagen. Er verbot, ihn ferner zu beun-
ruhigen , ja, er beschenkte ihn für den Unterhalt der Armen seiner
Kirche mit großen Gütern. Am (i. Februar 372, an welchem das
Fest der Erscheinung des Herrn gefeiert wurde, kam der Kaiser, um-
ringt von seiner Wache, in die crzbischöfliche Kirche, und stellte sich
mitten unter die katholischen Gläubigen. Er ward ergriffen vom
Psalmgcsange, von der feierlichen Andacht eines zahllosen Volkes,
und von der hohen Würde des Erzbischofes, der das Hochamt hielt,
und dessen Geist im Anschauen der gegenwärtigen Gottheit verloren
schien. Der Kaiser wollte, wie die Gläubigen es thaten, eine Opfer-
gabe ablegen. Aber keiner der Geistlichen nahte sich, ihm dieselbe
aus seinen Händen zu nehmen, weil sie ungewiß waren, ob der
Erzbischof es billigen würde. Da ward Valcns erschüttert vor Angst,
so, daß er wankte und fast gefallen wäre, wenn nicht ein Diener
des Heiligthums ihm die Hand gereicht hätte. Der heilige Basi-
lius nahm die Opfergabe des Kaisers an, weil er lieber etwas von
der Strenge kirchlicher Zucht nachlassen, als den Kaiser vor dem
ganzen Volke beschämen wollte. Die Feinde des heiligen Glaubens
wußten bald wieder den Kaiser umzustimmen. Er sandte Befehl an
Basilius, Kirchengcmeinschaft mit den Ariancrn einzugehen, und auf
dessen Weigerung sprach er ihm das Urtheil der Verbannung. Dar-
über geriethen die Arianer in den ausgelassensten Jubel, alle Katho-
liken in die tiefste Bestürzung. Basilius, umgeben von seinen Freun-
den, machte zur Reise keine andere Anstalt, als daß er dem einzigen
Diener, der ihn begleiten sollte, seine Schreibtafel mitzunehmen be-
fahl. Noch vor Anbruch des Tages sollte er die Stadt verlassen.
Der Wagen war bestellt. Aber in der Nacht ward der sechsjährige
Sohn des Kaisers von einem heftigen Fieber befallen. Auch die
Kaiserin Albia Dominika, eine eifrige Arianerin, wurde von Körper-
schmerzen ergriffen und von fürchterlichen Träumen gequält. In ih-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen