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722 Der heilige Malchus, Einsiedler.
drüssig, mit gezücktem Schwerte, scynaubend vor Wuth, weil er
meinte, daß die Flüchtlinge Widerstand leisten, ging er in dieselbe
hinein, rief mit wildem Geschrei dem Knechte zu, wurde aber, wie
dieser, von der Löwin angefallen und getödtet. Die geängstigtcn
Flüchtlinge waren jcht zwar von ihren Verfolgern befreit, aber noch
der Gefahr ausgesetzt, von der gereizten Löwin das gleiche Schicksal
zu leiden, welches jene erfahren hatten. In Todesfurcht harrcten
sie noch in ihrer Kluft, und getrauten sich nicht, sich zu rühren, als
sie endlich die Löwin die Höhle verlassen sahen. Das Thier trug
sein Junges im Maul mit sich fort, um es in Sicherheit zu brin:
gen, weil es seinen Aufenthaltsort entdeckt, und sich von Menschen
verfolgt glaubte.
Nun athmeten die Flüchtlinge K'ichm-, ^tt'autcn sich aber erst
gegen Abend aus der Höhle zu gehen, außer welcher sie die Dro:
medare und auch Lebcnsmittel fanden. Sie erquickten sich durch
Speise, bestiegen die Thiere und setzten die Reise durch die Wüste
fort. Nach zehn Tagen kamen sie endlich zu den römischen Gränz-
wachen. Nachdem sie, was ihnen begegnet erzählt hatten, wurden
ihnen die Dromedare abgekauft, und die Erlaubniß gegeben, wohin
sie wollten, weiter zu gehen. Malchus war entschlossen, in die Ein:
siedclei zu gehen, in der er früher war; als er aber erfuhr, daß
der von ihm sehr hoch verehrte Abt gestorben sey, begab er sich mit
seiner Mfäln'tin nach Maronia, wo er unter Mönchen, und sie un-
ter Gott geweihten Jungfrauen, die sich da aufhielten, gottseligen
Uebungen bis zum Lebensende oblag.
Der heilige Hieronymus schließt die Geschichte mit folgenden
Worten: ,-)So hat mir der Greis Malchus erzählt, da ich noch jung
war. Als Greis erzähle ich es auch, und lege dcnen, welche die
Reinigkeit gelobt haben, ein seltenes Muster der Reinigkeit vor Au-
gen, mit der Ermahnung, daß sie dieselbe treu bewahren. Erzählet
ihr diese Geschichte den Nachkömmlingen, auf daß sie inne werden,
daß der wahrhaft keusche Sinn weder durch das Schwert, noch
durch die Schrecken der Wildnisse, noch der Furcht vor wilden Thie-
ren sich überwältigen lasse, und daß der Mensch, welcher sich Gott
einmal ganz hingegeben hat, gctödtct, aber nicht besiegt werden
könne."
Malchus war, al/> er sich entleiben wollte, durch den schreckens-
vollen Eifer irre geführt. Wir sollen wohl eher Alles dulden, auch
den Tod leiden, als die Reinigkeit verlieren, nie aber dürfen wir
uns selbst das Leben nehmen, damit wir dem Kampfe entgehen.
Vertrauen müssen wir auf den Herrn, daß er uns, so lange er uns
un Kampfe lassen will, mit seiner Alles vermögenden Hilfe kräftigen
werde. Das Leben im Kampfe verlieren, ist wahres Marterthum.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen