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?24 Der heilige Cyrillus. Bischof zu Jerusalem.
Am 7. Mai 351 erschien am hellen Himmel bei Sonnenschein
gegen 8 Uhr Vormittags ein lichtstrahlendes Kreuz, welche? sich mit
zückendem Glänze vom Hügel Golgatha bis hin über den Oelberg
erstreckt hat. Verschiedene Stunden ward es von allen Einwohnern
der Stadt gesehen. Schrecken, doch nicht ohne Freude, ergriff die,
welche es sahen. Jünglinge und Greise, Männer und Weiber lie-
fen herbei, selbst zarte Jungfrauen aus ihren stillen Gemachern hin
zur Kirche. Auch aus der Nachbarschaft eilten viele herzu. Die
ganze Menge, unter welcher viele Heiden waren, pries mit einer
Stimme unsern Herrn Jesum Christum, den einigen Sohn Gottes;
sie ward inne, daß die Lehre der Christen nicht auf Worten mensch-
licher Weisheit beruhe, sondern auf Erweisung des Geistes und der
Kraft, daß sie nicht nur verkündiget werde von Menschen, sondern
daß ihr Zeugniß gegeben werde auch selbst vom Himmel.
Im Jahre 357 brachen Irrungen aus zwischen dem Acacius,
dem Bischöfe zu Casarea, und dem heiligen Cyrillus über die Gran:
zcn der Gewalt, welche jener als Erzbischof ülx'r die Kirche zu Je-
rusalem, aus deren Schoos alle Kirchen Jesu Christi hervorgegangen
sind, und die deßwegen einer allgemeinen Verehrung genoß, ausüben
wollte. Keiner von beiden hielt den andern für rechtgläubig. Cy-
rillus war ein eifriger Bckenncr der wahren, im Glaubensbekennt-
nisse von Nicäa dargelegten apostolisch-katholischen Lehre; Acacius
dagegen war einer der heftigsten Arianer. Acacius fand einen An-
laß, den heiligen Cyrillus vor seinen Richterstuhl zu rufen, vor wel-
chem dieser zu erscheinen sich weigerte. Der Anlaß, welcher dem
Cyrillus zur Ehre gereichte, war dieser: Jerusalem und die Gegend
umher litt von großer Theuerung. Zahllose Arme wandten sich in
der Noth an ihren Bischof, wie von jeher in der Kirche der Ge-
brauch gewesen. Cyrillus war von Mitteln entblößt. Da trug er
kein Bedenken, Teppiche und Gefäße der Kirche zu verkaufen, um
die Armen, diese Glieder Jesu Christi zu erquicken. Ein Bürger
von Jerusalem erkannte im Gewände einer Schauspielerin den Zeug
eines kostbaren Altarteppiches, den er der Kirche geschenkt, den Cy-
rillus an einen Trödler, der Trödler an eine Schauspielerin soll ver-
kauft haben. Unter diesem Vorwande rief Acacius den Cyrillus vor
ein Privatconcilium; und da dieser wahrend zwei Jahren nicht er-
schien, so ward er abgesetzt. Er ging nach Antiochien, und von da
nach Tyrus, wo er vom Bischöfe Silvanus sehr gut aufgenommen
wurde. Zwar schrieb Acacius an diesen Bischof, ihm zu melden,
daß Cyrillus abgesetzt worden; Silvanus aber, der die Tugend und
die Geistesgaben seines Gastes ehrte, auch wußte, wie hoch er von
der Gemeinde geschätzt wurde, ließ ihn predigen, und das heilige
Amt als Bischof verwalten.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen