Seite - 729 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 2. Jänner. 729
fast immer sehr kurz, aber, wie Pfeile, treffend. Einer bat ihn,
daß er ihm heilsamen Unterricht geben wolle. Makarius sagte ihm:
„Gehe zu den Gräbern, und lästere die Todten!" Der Jünger that
es, und kam zurück. Makarius fragte ihn: „Haben die Todten
dir nichts entgegen gesagt?" „Nichts," erwiederte der Schüler.
„So gehe nochmals hin," sprach Makarius, „und lobe sie!" Auch
dieß that jener, kehrte zurück, und sagte: „Sie haben mir nicht ge-
antwortet." „Die Todten, sagte der Abt, haben dir nicht geantwor-
tet, als du sie gelobt, und nicht geantwortet, da du sie gescholten
hast. Auf gleiche Weise sollst auch du, wie todt seyn; weder die
Lästerungen, noch die Lobeserhebungen der Menschen dürfen auf dich
einen Eindruck machen." Ein anderes Mal ward Makarius von sei-
nem Schüler Paphnutius um gute Lehre gebeten. Er gab sie ihm
mit den wenigen Worten: „Füge Niemanden eine Unbild zu; richte
Niemanden, und du wirst selig werden." Einem andern sagte er:
„Setze dich in deine Zelle, beweine deine Sünden, und bezähme die
Zunge, so wirst du dein Heil finden."
Als Makarius auf den Berg Nitria ging, ließ er seinen Schü-
ler, der ihn begleitete, vorausgehen. Dieser begegnete einem heidni-
schen Gö'tzenpricster, den er in seinem unbescheidenen Eifer lästerte.
Der Heide machte sich über ihn her, schlug ihn beinahe todt, und
ging weiter. Da begegnete er auch dem Makarius. Dieser grüßte
ihn, und begegnete ih.n sehr freundlich. Dadurch ward der Götzen-
pricstcr gewonnen, und bekehrt. Dieß veranlaßte den heiligen Abt,
seinen Jüngern viclmal die Erinnerung zu wiederholen: „Durch böse
Reden werden gute Menschen böse, und durch gute Reden böse Men-
schen gut."
„Wahrhaftig nicht der Stand jungfräulicher Enthaltsamkeit,
nicht der Ehestand, nicht das Einsiedlerleben, und nicht das Leben
in der Welt, nicht dieser oder jener Stand, und nicht die be-
sondern Uebungen dieses, oder jenes Standes machen vollkommen,
sondern allein der heilige Wille, zu dem Gott allen seine Gnade
gibt." Makarius.
Demüthig, oie er war, nahm Makarius keine Bedienung von
seinen Jüngern an. Einst kamen einige derselben in seine Zelle und
fanden da nichts, als faules Waffer. Sie baten, daß er mit ihnen
gehen, und sich erquicken wolle. Er aber fragte sie, ob sie die
Quelle, aus welcher frisches Waffer geschöpft werden könne, wiffen,
und als sie es bejahten, sprach er: „Ich weiß sie auch, und kann
also selbst, wenn ich will, frischen Trank aus derselben holen. Es
bedarf demnach eurer Bemühung nicht." Obgleich sehr strenge mit
sich selbst, störte der heilige Einsiedler doch nicht die geselligen Ver-
gnügungen seiner Genossen. Rie trank er Wein, wenn er allein
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen