Seite - 738 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 738 -
Text der Seite - 738 -
738 Der heilige Ambrosius, Erzbischof zu Mailand «.
lautere Frömmigkeit er oft schon andern Bischöfen gerühmt hatte.
Er schrieb an den Kaiser einen Brief, in dem er in den beweglich,
sten Ausdrücken den Kummer seines Herzens ausdrückt, seine über-
eilte That ihm vorhält, und ihn bittet, mit Gott sich zu versöhnen
durch öffentliche Buße. Ambrosius war in der Kirche, als er er?
fuhr, der Kaiser komme auch dahin. Er ging hinaus, ihm entge:
gen; warnte ihn, nicht dem alten Frevel einen neuen beizufügen,
nicht in's Heiligthum zu treten, bevor er Buße gethan habe. Der
Kaiser entschuldigte sich mit dem Beispiele Davids, worauf Ambro-
sius sagte: „Hast du David nachgeahmt in der Sünde, so ahme
ihn auch nach in der Buße!" Dieses Wort traf das Herz des
Kaisers. Er ging zurück, unterwarf sich dem öffentlichen Kirchen-
banne, und that ernste Buße unter Vergießung vieler Thränen.
Acht Monate blieb er von dem Tempel des Herrn ausgeschlossen, in
welchem das Volk für ihn bethete. Als er losgesprochen ward,
ging er ein in die Kirche, blieb nicht stehen, kniete auch nicht, son-
dern warf sich mit dem Angesichte auf den Fußboden, und sprach
mit dem Psalmistcn: „Meine Seele liegt im Staube, belebe mich
nach deinem Worte." Auf Verlangen des Erzbischofs machte Theo-
dosius ein Gesetz, kraft dessen alle von ihm gefällten Todesurtheile,
und die Befehle zur Einziehung der Güter nach dreißig Tagen ihm
wieder vorgelegt werden, und erst, nachdem er sie würde bestätiget
haben, in Rechtskraft treten sollten.
Nicht bloß in Italien, sondern im ganzen Reiche, ja auch im
Auslande stand Ambrosius in großem Ansehen; sogar Perser kamen
nach Mailand, ihn zu sehen, und die Fürsten der Franken sprachen
von ihm mit hoher Bewunderung. Eugcnius, der nach dem Tode
Walentinians II. von dem Empörer Arbogastes auf den kaiserlichen
Thron erhoben ward, bewilligte Abgeordneten der Heiden aus Rom
die Wiederherstellung der eingezogenen, zum Unterhalte des Götzen-
dienstes bestimmten Güter. Als Ambrosius solches verixchm und
auch hörte, daß Eugenius Mailand sich nahe, verließ er die Stadt.
Bald darauf schrieb er an Eugenius, und hielt ihm freimüthig das
Unrecht vor, welches er durch die den Heiden gegebene Begünstigung
begangen habe. In Mailand wurden dem Eugcnius die Geschenke,
die er der Kirche bestimmte, nicht angenommen, und er zum gemein-
schaftlichen Gebethe der Gläubigen nicht zugelassen. Aus Mailand
ging Ambrosius nach Bologna, wohin er war eingeladen worden,
weil entdeckte Ueberbleibscl zweier heiligen Märtyrer, Vitalis und
Agricola*), in einer Kirche sollten verwahrt werden. Von da reiste
*) Vitalis, Knecht des Agricola, war zuerst auf die grausamste Weise ge-
martert worden, und gab semc» Geist auf, als cr eben den Sohn Got«
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen