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Am 29. Mai. 741
zu Aquileia gehaltenen Concilium war Abundantius, als Bischof zu
Trident (Trient) zugegen. Gegen das Ende des vierten Jahrhun-
derts war Bischof dieser Kirche der heilige Vigilius, ein gottseliger
Mann von großem Verdienste. In den gebirgigten Theilen seines
bischöflichen Sprengels trieb das Heidenthum noch sein Unwesen,
weil die Bewohner derselben, unbeweglich und steif, wie die sie um-
gebenden Felsen, an verjährter Gewohnheit hingen.
Bei der Kirche zu Tridcnt waren drei gottselige Männer im
Dienste: Sisinnius, gebürtig aus Kappadozien, schon ein Greis, als
Diakon; Martyrius, der schon als Katcchumen den Waffen entsagt
hatte, als Kirchcnleser; und Alexander sein Bruder als Pförtner.
Das Vaterland der beiden Brüder ist unbekannt. Diese hatte Vi-
gilius in die benachbarte Gegend Anannia (Agnania, oder Anagne)
gesandt, dem wilden Bergvölklein das Wort vom Kreuze zu predi-
gen. Reicher Segen Gottes begleitete die Boten des Heils. Die
Zahl der Gläubigen ward bald sehr ansehnlich, und Sisinnius er-
baute eine Kirche in einem Dorfe, welches Methan hieß, jetzt Mcchlc
genannt wird. Dieses Unternehmen verdroß die Heiden. Schon oft
hatten sie sich bei Hörncrschall versammelt, um die Knechte Gottes
zu ermorden, aber ihre Stunde war noch nicht gekommen.
Die Veranlassung ihres Mordes war folgende: Nach alter Ge-
wohnheit feierten die heidnischen Landleute ein Götzenfest, Ambar-
valia gmannt, an welchem ein Opferthier, ehe es getödtet ward,
um die Aecker geführt wurde, um von der Göttin Ceres das Ge-
deihen der Feldfrüchte zu erhalten. Dieß geschah im Monate
im feierlichen Umgänge, mit Gesang und Tonspiel. Heidnische
lcute wollten einen Christen zwingen, an diesem Aberglauben Theil
zu nehmen. Sogleich eilte Sisinnius mit seinen Gefährten herbei,
dem gedrängten Bruder zum Beistande. Nun aber wollten die Hei-
den auch diese mit Gewalt dahinreißen, und als sie sich widersetzten,
verwundeten sie den Sisinnius am Haupte mit einem Schallhorn,
versetzten ihm schwere Wunden mit Aertcn, schlugen die beiden an-
dern, und gingen davon. Schon frühe Morgens am folgenden Tage,
als Gläubige zum Gebethe versammelt waren, stürzte ein wüthender
Haufe, mit Aerten und Knitteln bewaffnet, in die Kirche, plünderte
sie, und entweihte den Altar. Sisinnius lag todtkrank an seinen
Wunden. Martyrius hatte sie eben verbunden, und reichte ihm
einen kühlenden Labctrank, als die Heiden übcr -ihn herfielen, und
ihm den Todesstoß gaben. Martyrius entrann ihnen durch die
Flucht, wurde aber bald in einem benachbarten Garten den Verfol-
gern verrathen. Sie ergriffen ihn, banden ihn an einen Baum,
schlugen ihn auf das Haupt, und verwundeten ihn mit gespitzten
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen