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7 5« Der heilige Johannes Chrysostomus, Bischof:c.
das Predigtamt, welches er mit apostolischem Eifer verwaltete, und
mit dem gesegnetsten Erfolge. Viele seiner Reden sind auf uns ge-
kommen. In ihnen weht der reine Geist Jesu Christi, und alle
zeugen von der bewunderungswürdigen Beredtsamkeit des großen
Mannes. Im Jahre 397 starb Nectarius, der Patriarch von Con-
stantinopel. Schon in dieser Zeit hatte der bischöfliche Sitz zu Con-
stantinopel den ersten Rang nach dem zu Rom. Es mangelte da-
her nicht an irdisch gesinnten Priestern, die nach demselben strebten.
Dem kaiserlichen Kämmerling Eutropius lag wohl wenig daran, ob
ein Heiliger oder ein Weltmann den Patriarchcnstuhl einnehme. Aber
durch Empfehlung eines verdienstvollen Mannes wollte er sich eigenes
Verdienst um das Volk von Constantinopel, welches ihm sehr ab:
geneigt war, erwerben. Er empfahl dem Kaiser Arkadius den Jo-
hannes Lhrysostomus, und der Kaiser willigte ein, zur großen Freude
der Geistlichkeit und des Volkes. So müssen selbst böse Menschen
zur Förderung des Reiches Gottes dienen.
Man kannte die Demuth des heiligen Chrysostomus, und er-
wartete deßwegen mit Recht, daß er sich des heiligen Amtes unwür-
dig achten, und weigern werde, dasselbe zu übernehmen. Man be-
schloß daher, Gewalt und List anzuwenden. Es wurde deßhalb ein
geheimer Befehl nach Antiochicn an den kaiserlichen Beamte» Asterius
gegeben. Dieser ließ den Priester Johannes zu sich rufe», und lud
ihn ein zu einer Fahrt mit ihm auf's Land, unter dem Vorwande,
eine Kirche zu besuchen. Kaum waren sie in den Wagen gestiegen,
als dieser schnell abrollte gen Constantinopel. Auf dem ersten Nacht-
lager ward der tief bestürzte Chrysostomus an zwei Männer über-
liefert, die vom Kaiser abgesandt waren, und da seiner harrten.
Diese brachten ihn zur Kaiserstadt, wo er mit ehrerbietiger Freude
empfangen wurde. Mit einer Thätigkeit, welche die höchste Bewun-
derung verdient, arbeitete jetzt der apostolische Mann für das Heil
der ihm anvertrauten Heerde, ohne dabei das Wohl anderer Kirchen
des Morgenlandes außer Acht zu lassen. Durch seine thätige Be-
mühung wurde die Spaltung, die in der antiochenischen Kirche so
lange schon gedauert, und der Anlaß zu bedauerungswüroiger Miß-
helligkeit zwischen der Kirche des Morgenlandes und des Abendlan-
des gewesen war, grö'ßtentheils geHoden. Dadurch ward er Stifter
eines großen Heils.
Da die Einkünfte des Patriarchen sehr groß, seine Bedürfnisse
aber sehr klein waren, so verwendete er jene zu Almosen und zu
frommen Anstalten. Er beschenkte reichlich das in Constantinopel
schon bestehende Armenhaus, und stiftete andere Häuser der Wohl-
thätigkeit; unter andern auch eines für kranke Fremdlinge. Zu glei-
cher Wohlthätigkeit ermunterte er auch seine Gläubigen. Schon da-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen