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758 Der heilige Johannes Chrysostomus, Bischof lc.
daß die Mönche falscher Lehre anhangen. Diese reinigten sich von
der Anklage dadurch, daß sie alle Irrthümer feierlich verdammten,
und übergaben dem Chrysostomus eine schriftliche Anklage gegen
Theophilus. Der Patriarch erließ an diesen ein zweites Schreiben,
welches aber, wie das erste, ohne erwünschten Erfolg blieb. Die
Sache wurde vor den Kaiser gebracht, und Theophilus nach Con-
stantinopel zur Verantwortung berufen. Der schlaue Mann wußte
mehrere Bischöfe, unter andern auch den berühmten Epiphanius,
Erzbischof der Insel Cypern, so wie verschiedene am Hoflager des
Kaisers auf seine Seite zu bringen, und gegen den Chrysostomus
feindselig zu stimmen.
Die Kaiserin Eudoxia war dem Patriarchen, ungeachtet sie ihm
manchmal große Ehrerbietung bezeigte, nicht günstig. Ihr Zorn
ward vollends gegen ihn gereizt, da er ihr die Besitznahme eines
fremden Gutes vorwarf; auch fühlte sie sich getroffen, wenn der
Patriarch die Fehler der Großen und der Frauen in seinen Predig:
ten öffentlich rügte. Es darf nicht geläugnct werden, daß Chryso:
stomus dieses bisweilen auf eine Weise that, daß die Deutung auf
die Kaiserin sehr leicht war. Der freimüthige Mann wollte und
durfte auch nicht unterlassen, Fehler der Frauen zu rügen, weil die
Kaiserin auch solchen unterworfen war, und sie sich getroffen fühlen
konnte. Durch Geld, durch Gastmahle, durch Schmeicheln und durch
Versprechungen verschaffte sich Theophilus eine große Partei, zu der
sich alle die gesellten, welche Chrysostomus wegen Verbrechen des
heiligen Amtes entsetzt hatte; auch drei vornehme Weiber, die sich
durch die Predigten des Patriarchen getroffen fühlten, und deßwegen
Rache an ihm zu nehmen wünschten. Theophilus ward als Be-
klagter nach Constantinopel berufen, aber in Verbindung mit seinem
Anhange trat er jetzt als Ankläger gegen Chrysostomus auf. Der
Kaiser wurde gebeten, demselben Befehl zu geben, daß er sich stelle
vor einem bald zu versammelnden Concilium. Dieses Afterconcilium
wurde versammelt jenseits des Qosphorus, in einer Kirche, welche
vor den Thoren Chalcedons lag, und die „Eiche" genannt wurde.
Die Zahl der bei dcmselben anwesenden Bischöfe war sechs und
dreißig, von denen neun und zwanzig aus Aegyvtcn, lauter An-
hänger des Theophilus, und Feinde des Lhrysostomutz waren. Es
wurden sieben und fünfzig Klagepunkte gegen Chrysostomus ange-
bracht, von und vor diesen Männern, die Partei, Kläger und Rich-
ter zugleich waren. Um den verehrten Patriarchen hatten sich in
dessen Palaste vierzig Bischöse versammelt, welche bereit waren, für
die gute Sache zu kämpfen, und mit ihm jede Gefahr zu bestehen.
Waren diese betrübt über das dem großen Manne widerfahrende Un-
recht, so tröstete er sie mit Heiterkeit. Die Wahrheit habe nicht
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen