Seite - 759 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 27. Jänner. 759
mit ihm angefangen, und werde nicht >nit ihm untergehen, sagte er.
Er bat sie um der Liebe Jesu Christi willen, ihre Kirchen nicht sei-
netwegen zu verlassen, und empfahl sich ihrem Gebethe. Sie wein:
ten; denn man glaubte, daß er sollte enthauptet werden; sie stan-
den auf, und küßten ihn. Er bat sie, sich wieder zu setzen, ihm
das Herz nicht weich zu machen, und sprach mit dem großen Apo-
stel: „Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn."
Das Afterconcilium bei der Eiche schickte zu wiedcrholtenmalen Ab-
geordnete an Chrysostomus mit der Ausforderung, sich vor demselben
zu stellen, und über die gegen ihn gestellten Anklagen sich zu verant-
worten. Er erwiederte, er wisse nicht, daß Jemand Grund habe,
ihn anzuklagen; er werde indessen doch erscheinen, wenn seine erklär-
ten Feinde von der Versammlung abgesondert, und nicht als Richter
gegen ihn zugelassen würden. Als Kläger mögen sie immerhin er-
scheinen. Das Aftcrconcilium sprach endlich das Urtheil der Ent-
setzung gegen ihn aus; Arkadius bestätigte es, und gab Befehl, ihn
aus der Kirche und aus der Stadt zu führen, und da Chrysostomus
sich auf ein rechtmäßig zusammen zu berufendes Concilium berief,
ward der Befehl beschleunigt. Er wurde am Abend von einem Po-
lizcibcdienten ergriffen, begleitet vom ganzen Volke durch die Stadt
geführt, und bei Nacht über den Bosphorus nach Bythinicn ge-
bracht. Dieß geschah im Jahre 403.
In einer der folgenden Nächte ward Constantinopel von einem
heftigen Erdbeben erschüttert, durch welches auch der kaiserliche Pa-
last beschädigt wurde. Won Schrecken ergriffen flehte die Kaiserin
ihren Gemahl an, den Chrysostomus zurück zu rufen. Sie erhielt
die Gewährung ihrer Bitte, schrieb selbst an Chrysostomus, und be-
zeugte in lebhaften Ausdrücken ihm ihre Freude. Es wurdcn Eil-
boten ausgcsandt, ihn aufzusuchen; denn man hatte ihn, als er
über den Bosphorus gesetzt war, sich selbst überlassen. In einem
Laudhause bei Pontus wurde er gefunden. Er verlangte aber, daß
ein größeres Concilium zusammen berufen werde, auf daß er sich
rechtfertigen könne, ehe er wieder Besitz nähme von seiner Kirche.
Er mußte jedoch dem ungestümen Verlangen des Volkes nachgeben.
Gleichsam gezwungen ging er in die Stadt, begleitet von dreißig
Bischöfen, die ihn abzuholen gekommen waren, und von zahllosem
Volke, Männern, Weibern und Kindern, die mit stammenden Kerzen
und mit frommem Lobgesange ihn begleiteten. Sogleich mußte er in
die Kirche gehen, dem Volke den Segen ertheilen, und eine Rede
halten.
Auf ernstes Ansuchen des heiligen Chrysostomus b^icf der Kai-
ser das von ihm so inständig verlangte Concilium, zu welchem alle
diejenigen vorgeladen wurde«, welche vor Kurzem in der Vcrsamm-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen