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760 Der heilige Johannes Chrysostomus, Bischof:c.
lung oci der Eiche das Urtheil der Entsetzung gegen ihn ausgespro-
chen hatten, um von diesem Spruche Rechenschaft zu geben. Die
Kaiserin Eudoria ward auf's Ncuc gegen den Patriarchen sehr auf-
gebracht. Sie hatte zwischen dem Palast und der Sophienkirche
ihrc silberne Bildsäule aufrichten lassen. Bei dieser Gelegenheit wur-
dcn Schauspiele und Tanze gehalten; der Gottesdienst ward durch
lärmendes Volksgctösc gestört. Chrysostomus beschwerte sich über
diesen Unfug bei dem Stadtvogte, welcher ihn bei der Kaiserin an-
schwärzte. Die Kaiserin war jetzt sehr bemüht, der berufenen Kir-
chenvcrsammlung die Richtung gegen Chrysostomus zu geben. Seine
Feinde versammelten sich zahlreich bei derselben. Man ließ die friihcr
gegen den Patriarchen gemachten Anklagen fallen, und griff ihn nur
darüber an, daß er einer von dem Concilium zu Antiochien im
Jahre 341. gemachten Kirchensatzung zuwider, nach seiner durch die
Versammlung bei der Eiche ausgesprochenen Entsetzung, in's heilige
Amt wieder eingetreten sey. Fruchtlos blieb die Gegenvorstellung,
daß weder jenes antiochenische Concilium, noch das bei der Eiche
gehaltene rechtmäßig gehalten und geleitet worden sey. Es wurde
der Befehl des Kaisers erwirkt, daß Cyrysostomus seine Kirche räu-
men soll. Dieser ließ darauf antworten: Gott selbst habe ihm die
Kirche anvertraut, auf daß er arbeiten sollte für das Heil der See-
len. Verlassen dürfe er sie nicht. Die Stadt aber sey des Kaisers.
Wolle dieser ihn mit Gewalt heraustreiben, so möge er es thun,
dann werde er, ohne sein Gewissen zu verletzen, die Kirche verlassen.
Es war die Zeit der Fasten, und die Feinde des Patriarchen besorg-
ten, der Kaiser möchte am Osterfeste in seine Kirche kommen, Zeuge
der Liebe des Volkes für ihren Hirten seyn, und sich mit ihm aus-
söhnen; deßwegen betrieben sie es mit aller Anstrengung, daß er vor
dem Osterfeste noch von scincr Kirche verstoßen werde. Sie verlei-
teten den Kaiser, daß er Männer seines Palastes abschickte, die ihn
mit Gewalt aus der Kirche rissen, und ihn in seinem Hause bleiben
hießen. Am Charsamstage war Chrysostomus wieder in der Kirche.
Der Kaiser ertheilte wieder den Befehl, daß er dieselbe verlassen
solle; er aber,gab die Antwort, die er das erstemal gegeben hatte.
Zwei und vierzig gutgesinnte Bischöfe waren um den Patriarchen
versammelt. Ocffentlich, in der Kirche zu den Märtyrern, nahten
sie sich dem Kaiser, und sichten diesen und die Kaiserin an, ja be-
schwuren ihn, sich der Kirche Jesu Christi zu erbarmen, und ihren
Bischof ihr zu geben; zumal jetzt, da das Fest bevorstünde, da so
viele Täuflinge das Bad der Wiedergeburt erwarteten. Ihre Bitte
ward aber verschmäht. Da wandte sich Paulus, Bischof einer Kirche
in Pontus, an die Kaiserin, und sprach: „Fürchte Gott, erbarme
"einer Kirche, entweihe nicht mit zu vergießendem Blute das
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen