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Am 27. Jänner, . 761
Fest Jesu Christi!« Am Samstage Abends waren sehr viele Gläu-
bige in der Kirche versammelt zur Anh^.ung des göttlichen Wortes,
und zum Gebethe, um in erster Frühe die Auferstehung Jesu Cyristi
zu feiern. Darunter waren drei tausend Täuflinge, die in der Nacht
die heilige Taufe empfangen sollten. Auf einmal drangen Soldaten
in die Kirche, umgaben den Chor und den Altar, vertrieben die
Priester und das Volk. Viele wurden mißhandelt, einige verwundet,
so daß das Wasser der Taufe mit Blut befleckt ward. Heidnische
Soldaten drängten sich zum Altare, rissen das Hciligthum auf, und
das Blut Jesu Christi ward verschüttet.
Die mit dem Volke vertriebenen Priester versammelten sogleich
jenes in den Badern des Kaisers Constantin, wo sie die heiligen
Amtsgeschäfte dieser feierlichen Nacht fortsetzten. Mit Gewalt wollte
man das Volk am heiligen Ostertage in die Kirche treiben, um dem
Kaiser daselbst eine große Volksmenge sehen zu lassen. Es wurden
Soldaten angewendet und große Mißhandlungen verübt. Ein gro-
ßer Theil des Volkes war aus der Stadt geflohen; aber auch vor
der Stadt, unter Bäumen, in Thälern, feierte es mit seinen Prie-
stern das heilige Fest. Man wandte jetzt alle Mittel an, die Gläu-
bigen zu zwingen, daß sie der Kirchengemeinschaft mit Chrysostomus
entsagen sollten. Seine Feinde machten verschiedene Versuche, ihn
auf meuchclmörderische Weise zu todten. In seinem Hause wurde
ein Mensch ertappt, der in dieser Absicht einen Dolch bei sich trug.
Das Volk führte ihn vor den Stadtvogt, der ihn foltern lassen
wollte, als Bischöfe, gesandt von Chrysostomus, Gnade für ihn er-
flehten. - Viele vom Volke verbanden sich zu abwechselnder Bewa-
chung seines Hauses, ihren geliebten Patriarchen zu schützen. Sehr
schwer konnte sich der Kaiser entschließen, die Verbannung gegen
Chrysostomus zu verfügen. Endlich gelang es doch den Feinden
desselben, ihn zu bereden, vierzehn Tage nach Pfingsten den Ge-
heimschreiber Patricius an Chrysostomus zu senden, mit dem Be-
fehle, die Stadt zu räumen. Er verließ sogleich das bischöfliche
Haus, ging mit einigen Bischöfen in die Kirche, zu bethen, und,
wie er sagte, vom Engel der Kirche Abschied zu nehmen. Da er-
hielt er Botschaft von einem frommen, vornehmen Manne, der ihn
bitten ließ, heimlich aus der Stadt zu gehen, weil der Befehlshaber
Lucius in einem nahen Bade mit Soldaten bereit wäre, ihn, wo-
fern er zögerte, mit Gewalt fortzureißen. Mit Thränen nahm Chry-
sostomus Abschied von den Bischöfen, von der Geistlichkeit stincr
Kirche, die er im Chöre fand, und von der Olympias und zwei
andern gottseligen Wittwen, die er in die Taufkapelle bcschiedcn
hatte. Sich dem Volke im Stillen zu entziehen, hatte er sein Pferd
vor eine andere Thüre der Kirche führen lassen, als durch welche er
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen